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21.09.2017, 20:30 Uhr
Graf Koks
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Zitat: | Hendrik postete
Zitat: | Liebherr 550 postete Hat der Kran tatsächlich eine Klettereinrichtung, oder erfüllt die Ummantelung unter dem Drehkranz eine andere Funktion? |
Ich gehe eigentlich fest davon aus, dass das eine Klettereinrichtung ist, obwohl ich nicht genau weiss, wie sie funktioniert (d.h. wo der Hydraulikzylinder sitzt und wo sich die Kletterglocke am Turm abstützt). Da habe ich auch leider gar nicht weiter drauf geachtet.
Hier ist noch ein alter Potain aus dem südlichen Schwarzwald; der hat auch sowas.
Den Typ weiss ich nicht, ohne Typenschild bin ich bei diesen alten Potain aufgeschmissen. Könnte irgendwas zwischen Form 800-900 sein, irgendwas in der 8 t Klasse. Sie sehen alle so gleich aus, und doch unterscheiden sie sich wieder in vielen Details! Und sie haben eines gemeinsam: Sie sind unwahrscheinlich schön! Ich finde diese alten knorrigen Potains wirklich super formschön, so wie die alten Weitz-Krane! Maximal ein Liebherr 256 HC kommt noch an so etwas heran, oder auch ein 280 EC-H, oder die alten italienischen Simma!
Die Hubseilwinde im Turmfuss hat hier zwei Motoren. Das Hubseil geht erst wieder aus dem Turm raus. Oben am Turm wird das Hubseil wieder umgelenkt, und verschwindet ins Turminnere, wo es dann durch die Drehverbindung zum Oberkran und schliesslich zum Lasthaken geführt wird. Beim Schwenken des Krans verdrillt sich das Hubseil also, das war ein Nachteil dieser Konstruktion |
Ja in der Tat, dem kann man nur uneingeschränkt zustimmen. Die alten Weitz, Potain 400er bis 900er Serie und Simma sind optisch die absoluten Klassiker, bei den Untendrehern gehört für mich Boilot Petolat zu den schönsten Konstruktionen.
Liebherr, Reich, Peiner etc., die ganzen "Nadeln" aus Deutschland haben auch sehr formschöne Krane gebaut, aber die Franzosen und Italiener hatten, haben optisch so ein gewisses etwas, dem man sich nur schwer entziehen kann.
Montage dieser Krane sowie deren Betrieb wird sicherlich immer wieder mit Überraschungen verbunden gewesen sein, insbesondere wenn man dabei die Hubseilführung betrachtet und die unendlich vielen Schrauben, Muttern, Scheiben und sonstige Kleinteile.
Die Kranführer die diese Obendreherkrane führen mußten, durften sicher nicht mit dem Klammerbeutel gepudert sein, schmale, senkrechte Leitern im Turm zur oberen runden Galerie und dann von Außen über die aufklappbare Frontverkleidung in die Kabine einsteigen. Das Hubseil läuft hinter dem Kranführersitz von innen an der Rückseite der Kabineninnenwand entlang, sicher auch kein optimales Arbeiten mit so einer Kulisse im Rücken, vom Unfallschutz sprechen wir hier lieber erst überhaupt nicht, war ja damals auch eh nur ein Thema ganz am Rand des Geschehens, heutzutage wäre sowas undenkbar.
Die Neigung des Hubseils zu verdrallen wegen der Durchführung durch den Kugeldrehkranz mußte sicher vom KF beachtet werden, da gab es bestimmt Anweisungen zu, wie oft nacheinander in eine Richtung geschwenkt werden durfte.
Aus heutiger Sicht waren diese Geräte unhandlich, arbeitsintensiv in der Montage mit schlechten Komfort für den KF, aber sie haben ihre Arbeit gemacht und wenn man sich anschaut wie viele davon noch heute auf der halben Welt zu finden sind, dann können die so schlecht nicht gewesen sein.
Diese Krane haben einen riesen Vorteil gehabt, aufgrund der einfachen Konstruktion und Elektrik können die Krane etwas überspitzt formuliert in jeder Hinterhofwerkstatt mit genormten Profilen und E-Teilen repariert werden, die Zeiten sind ja mittlerweile seit vielen Jahren vorbei und so mancher kleiner Bauunternehmer in ärmeren Ländern ist froh, sowas noch am laufen halten zu können.
Schlicht und ergreifend die Einfachheit hält noch viele dieser Krane am Leben und es wird hoffentlich noch lange dauern bis der letzte durch den Hochofen wandert. Dieser Post wurde am 23.09.2017 um 20:06 Uhr von Hendrik editiert. |