046 — Direktlink
03.09.2010, 22:07 Uhr
robertd
|
Hallo,
Hier gehen ja die Wogen ganz schön hoch, und auf keinen Fall zu unrecht.
Ich werfe mal die Frage in den Raum: was bedeutet für Euch denn Tierquälerei?
Für mich bedeutet es, dass man als Mensch ein Tier zwingt, etwas zu tun, was es eigentlich nicht tun will, und was auch nicht gut für das Tier ist.
Und das beginnt für meinen Geschmack nicht erst dort, wo man Hunde oder Katzen in einen Fluss, eine Mülltonne, oder von einer Brücke wirft. Für mich beginnt das im ganz normalen und völlig legalen Alltag. Beispielsweise dort, wo ein Hund in einer Stadtwohnung gehalten wird, und jeden Tag morgens und abends mal 5 Minuten raus darf, um auf den 50 cm Grünstreifen zwischen Gehweg und Straße Gassi zu gehen. Oder dort, wo Pferde jedes Wochenende in einen Anhänger verfrachtet und Hunderte Kilometer durch die Lande gekarrt werden, damit sich ihre Besitzer auf einer Rennveranstaltung profilieren können. Oder jetzt bald wieder aktuell dort, wo Pferde vor ein Prachtgespann gehängt werden und dann völlig sinnlos auf der Theresienwiese herumstehen und von den Besoffenen bestaunt werden. Oder, um nochmal die Pferde zu bemühen, dort, wo Pferde vor einer Kutsche in irgendwelchen Altstädten auf Asphalt herumstehen oder -spazieren, damit sich irgendwelche gehfaulen Touristen die Stadt ansehen können.
Das sind - meiner ganz persönlichen Meinung nach - ganz alltägliche Haltungsweisen, die nicht unbedingt zum Vorteil des Tieres sind. Über offensichtlichere Dinge wie Stierkämpfe, Zirkustiere oder Delfinshows muss wohl dann nichts weiteres mehr gesagt werden.
Und eine ganz andere Dimension nimmt das Ganze dann in der Nahrungsmittelindustrie an. Beispielsweise gibt es für Eier- und Fleischproduktion verschiedene Hühnerrassen. Für die Eierproduktion sind sie kleiner und legen viele Eier, für die Fleischproduktion größer (fleischiger), und legen weniger Eier. So weit ist das ja logisch und nachvollziehbar. Das bedeutet aber auch, dass männliche Küken der Legehennenrassen nach dem Schlüpfen aussortiert und getötet werden, da sie logischerweise keine Eier legen können, andererseits aber für die Fleischproduktion nicht effizient genug wären (sprich: der Konsument, also wir alle, zahlt nicht genug, dass es sich lohnen würde, diese Küken zu mästen). Diese Küken landen also entweder in einer Mülltonne und werden mit CO2 vergast, oder sie landen direkt in einem Schredder (ohne vorher getötet zu werden). Ob das nun besser oder schlechter als eine zweimonatige Mast und der anschliessende Tod ist, sei mal dahingestellt. Praktisch an den süßen, kleinen Küken ist übrigens, dass sie so flauschig und unbeholfen sind. So lassen sie sich wunderbar mit Förderbändern und sonstigen Automaten weiterbefördern, und können platzsparend in diesen flachen Plastikkörben, die man vielleicht aus der Bäckerei kennt, transportiert werden. 
Das ist nur ein Beispiel. Dass auch beim Umgang mit anderen Nutztieren die Effizienz ganz wichtig ist, dürfte wohl jedem klar sein.
Wer sich das einmal ansehen will, dem seien die Filme "We feed the world" und "Unser täglich Brot" empfohlen. Einzelne Clips zu dem Thema findet man auch auf Youtube, wie beispielsweise hier: http://www.youtube.com/watch?v=KL2HZBJ37m0
Wer sich nun fragt, worauf ich mit dem ewig langen Geschreibsel hinauswill: Ich möchte keinen zum Vegetarismus bekehren (auch wenn es im Sinne der Tiere die einzig sinnvolle Lösung wäre). Ich selbst esse ja gerne und oft Fleisch, auch bei den diversen Fast-Food-Ketten. Was ich damit zum Ausdruck bringen will ist, dass meiner Meinung nach das Bewusstsein dafür, wo unsere Lebensmittel, hier im Speziellen Fleisch/Fisch/Geflügel herkommen, viel zu gering ist. Der Inhalt jedes Schnitzels, jedes Chicken Nuggets und jedes Fischstäbchens hat einmal gelebt, und das sollte man meiner Meinung nach achten und bei jeder Mahlzeit bedenken.
gruss robert Dieser Post wurde am 03.09.2010 um 22:08 Uhr von robertd editiert. |