031 — Direktlink
30.06.2006, 09:53 Uhr
koch87
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Hallo Wolfgang,
eine Autofahrt in den Iran, das klingt mal interessant, aber das ist Stress pur.
Der Iran hatte noch einige FAUN-Zugmaschinen, ein Fahrzeug davon fehlte mir noch. Also mußte ich hin. Auf dem Weg dorthin gab es natürlich noch andere Ziele in Osteuropa und der Türkei zu besuchen.
Ich hatte 4 Wochen eingeplant, der Zeitplan war aber schnell vergessen, als mein Auto mit Motorproblemen in der Türkei stand. Die deutsche Fachwerkstatt hatte mir die Hydrostößel falsch in den Motor eingebaut, das wurde zum Problem. Ersatzteile gab es nicht in der Türkei, die mußte ich aus Deutschland einfliegen lassen. Das kostete mich 7 volle Tage und jede Menge Geld! Dann lief der Hobel wieder, und der Weg in den Iran war noch weit! Der Iran ist nicht unkritisch als Reiseland, nicht einfach zu bereisen und zu verstehen. Die Einreise ist nicht billig, der Verkehr ist der Wahnsinn und Recht und Gesetz sind wenig logisch. Versicherungen für Autos sind nicht üblich! Also volles Risiko! Ein Auffahrunfall an einer Kreuzung in Teheran macht das deutlich. Ein Iraner fuhr bei mir auf. Der Schaden an seinem Auto war erheblich. Ich hatte Glück, die Hängerkupplung hat größeren Schaden vermieden.
Die Suche nach Fahrzeugen im Iran ist mühsam, zumal sich meine wichtigste Adresse im Iran als die des größten Märchenerzählers im Orient zeigte! Am ersten Tag erzählte mir der Typ noch stolz von seiner FAUN, die im Hof steht. Am nächsten Morgen war das Fahrzeug plötzlich auf unbekannter Strecke und für mehrere Wochen unterwegs! Die Story stellte sich später als Märchen heraus. Ich fand das Fahrzeug Tage später durch einen gigantischen Zufall bei einer anderen Firma!
Allein die Frage nach einem anderen Fahrzeug brachte mich in einer staatlichen Firma direkt bis zur Polizei. Einige Mißverständnisse und Sprachprobleme wurden zum ersten Problem. Ein richtiges Problem wurde dann aber die routinemäßige Untersuchung meines Autos. Zahlreiche Filme und Bilder von Lastwagen warfen viele Fragen auf. Die Polizei sah nicht die Lastwagen, die sahen Industrieanlagen, Industrieausrüstungen und strategische Strassen im Iran auf den Bildern! Nun war es die Kunst zu erklären, was ich mit solchen Bildern will. In einem Land, wo Hobbys unbekannt sind und das Interesse für Lastwagen kaum zu vermittel ist. Nach zwei kompletten Tagen intensiver Befragung und zahlreicher Protokolle, Telefongesprächen mit der Botschaft und literweise Angstschweiß durfte ich unerwarteterweise wieder gehen. Die Zeit fehlte mir natürlich wieder und der psychische Stress steckte noch tief in den Knochen.
Zurück in der Türkei gab die Lichtmaschine vom Auto ihren Dienst auf. Wieder in die Werkstatt, wieder warten, wieder tief in die Tasche greifen um zu bezahlen.
Inzwischen war eine pünktliche Rückkehr nach Deutschland ausgeschlossen, ich informierte meinen Arbeitgeber bei der Gelegenheit darüber. Am Mittwoch gegen 17 Uhr kam ich zu Hause an, am Donnerstag mußte ich ins Büro. Genau 5 Wochen Stress pur, täglich hunderte Kilometer im Auto, beschissene Straßen, verrückte Autofahrer, jede Menge Radarkontrollen in Osteuropa und Benzinpreise von über 1,50 Euro pro Liter in der Türkei.
... das war mein Jahresurlaub 2006.
Und wofür das alles? ... um die letzten noch fehlenden FAUN-Zugmaschinen zu finden?
Ich gebe zu: Das ist verrückt!
Grüße Ralf |