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25.04.2011, 12:12 Uhr
robertd
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Hallo Felix,
natürlich gibt es Leute, die auf Sprit angewiesen sind. Und natürlich ist es mit Einschränkungen verbunden, wenn man auf das Auto verzichten will. Aber dennoch sind die Möglichkeiten zum Sparen vielfältig - aber eben schwerer umzusetzen, als am Stammtisch oder im Forum über die ach so bösen Ölkonzerne zu schimpfen.
Man könnte beispielsweise statt am Osterwochenende die Verwandten auch ein Wochenende früher oder später besuchen. Da sind die Straßen frei, die Züge weniger voll, und man hat mehr Zeit füreinander, da nicht alle Verwandten auf einmal aufschlagen. Das geht natürlich nur, wenn man keine Kinder hat, oder diese zumindest am Samstag keine Schule haben. Aber wenn das zumindest die machen würden, bei denen es möglich ist, dann wäre die Situation an den Reisewochenenden schon entspannter. Und dann könnte man eben z.B. auch für die lange Strecke die nicht so volle Bahn nutzen, und sich am Ziel vom Bahnhof abholen lassen.
Die Bahn, bzw. öffentliche Verkehrsmittel generell, haben hierzulande natürlich ein massives Imageproblem. Dass es in diesem Bereich auch anders geht, zeigt uns die Schweiz, wo ein leistungsfähiges öffentliches Verkehrsnetz existiert, und man ohne Probleme auch mit öffentlichem Verkehr in das hinterletzte Bergdorf kommt - und zwar nicht nur einmal am Tag, sondern in einem regelmäßigen Takt. Dort ist aber eben auch die politische Situation eine andere, und der Ausbau der Bahn wird vom Volk durch diverse Abstimmungen (siehe z.B. hier) mitgetragen, so dass nicht so viel Raum für politischen Wankelmut ist wie bei uns (siehe Stuttgart 21 in Deutschland oder den Brenner-, Semmering- und Koralmtunnel in Österreich).
Was den Arbeitsweg betrifft, gäbe es da z.B. auch die Möglichkeit von Fahrgemeinschaften. Ganz problemlos geht auch das natürlich nicht, es müssen sich zumindest zwei finden, die einen ähnlichen Weg und ähnliche Arbeitszeiten haben, und es müssen beide bereit sein, Kompromisse einzugehen. Dafür kann man sich eben die Kosten der Fahrt teilen, oder wenn's ganz gut läuft kann sich eine Familie sogar ein zweites Auto, das nur für die Fahrt zur Arbeit gebraucht wird, komplett sparen. Aber auch hier kann es natürlich sein, dass man so ungewöhnliche (oder unregelmäßige) Arbeitszeiten oder -wege hat, dass man keinen Mitfahrer findet.
Ich persönlich hatte bis vor ein paar Jahren einen Arbeitsweg von 16 km, und stand jeden morgen im Stau. Daran was zu ändern wäre mir nicht im Traum eingefallen - durch recht unregelmäßige Arbeitszeiten konnte ich mir eine Fahrgemeinschaft nicht vorstellen, und der Bus war zu den Stoßzeiten auch vollgestopft mit Schülern. Was das an Sprit gekostet hat war mir allerdings auch ziemlich egal. Aus heutiger Sicht würde ich wohl meine Arbeitszeiten so legen, dass ich ausserhalb der Stosszeit mit den leeren Bussen fahren kann. Dies allerdings auch weniger aus Sparsamkeitsgründen, sondern vielmehr weil's ja eigentlich völlig schwachsinnig ist, wenn tausende Leute in die selbe Richtung müssen und dann jeder allein in seinem Auto sitzt und die Straßen verstopft.
Jetzt bin ich in der glücklichen Lage, dass mein Arbeitsplatz nur 1,5 km entfernt ist, so dass ich diesen Weg zu Fuß zurücklege. Einen Bus gäbe es zwar auch, allerdings fährt der nur alle 15 Minuten, und so toll ist Busfahren ja nun auch wieder nicht. Dadurch, und durch den Umstand, dass ich jetzt durch meinen Wohnort in zentraler Stadtlage auch für Einkäufe usw. mein Auto kaum noch brauche, bin ich von ca. 30.000-35.000 km pro Jahr auf ca. 5.000-10.000 km pro Jahr gekommen, mit sinkender Tendenz. Das ergibt eine Ersparnis von mindestens ~1.200 Litern Diesel im Jahr, und die drei Kilometer Fußweg pro Tag werden für die Gesundhiet auch nicht schädlich sein  Mein Nachbar hingegen hat zu seinem Arbeitsplatz einen Fußweg von 540 Metern, fährt aber dorthin mit dem Auto, wodurch sich aufgrund von Einbahnen ein Weg von knapp einem Kilometer ergibt.
Bei der E10-Geschichte bin ich ja auch nicht so ganz schlüssig. Auf der einen Seite sehe ich es positiv, wenn man sich von den fossilen Brennstoffen trennen will. Auf der anderen Seite ist es aber auch fragwürdig, Ackerflächen zum Anbauen von Benzin (vereinfacht gesagt) zu nutzen, während aber immer noch jedes Jahr Millionen von Menschen sterben, weil sie zu wenig zu essen haben. Hier stellt sich aber natürlich auch die Frage, ob das wiederum ein Problem der Anbauflächen ist, oder nicht doch vielmehr politischer und sozialer Missstände.
Unterm Strich bin ich persönlich der Meinung, dass man sich damit abfinden muss, dass eine gewisse Komfortstufe an Mobilität auch einen gewissen Preis kostet. Wer aber mit den Spritpreisen ernsthaft unzufrieden ist, der sollte doch erst mal schauen, wo er in seinem eigenen Bereich sparen kann - denn der billigste Sprit ist nunmal der, den man gar nicht erst verbraucht.
gruss robert |