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Hansebubeforum » Technik » Bruchlast vor Kipplast ? » Threadansicht

Autor Thread - Seiten: -1-
000 — Direktlink
16.12.2011, 19:35 Uhr
Gast:Karl-Konfetti
Gäste


Hallo ,

Mir hat sich heute eine Theoretische Frage gestellt .

Kann ein Kran kippen wenn er innerhalb der Abstützung arbeitet ?
Ich versuch jetzt mal zu erklären was ich meine.

Z.B.

Ein kran der max 100 to heben kann arbeitet nur in seiner Abstützbasis .
Wenn man jetzt 200 to dranhängen würde , würde der Kran kippen können oder ist dies völlig unmöglich da er ja in seiner Abstützbasis arbeitet ? Der Kippunkt ja das Ende der Abstützbasis ist und man ja nicht drüber hinauskommen würde .
Das würde ja dann bedeuten das der Kran dann nur brechen kann ?

Ich denke mir zwar ziehmlich sicher das Bruchlast vor Kipplast hier der Fall sein sollte .

Aber kann man das anhand irgendeiner Formel oder sonst wie zu 100 % nachvollziehen ?

mfg
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001 — Direktlink
16.12.2011, 19:44 Uhr
Sebastian Suchanek
Admin
Avatar von Sebastian Suchanek


Zitat:
SNAIL postete
Wenn man jetzt 200 to dranhängen würde , würde der Kran kippen können oder ist dies völlig unmöglich da er ja in seiner Abstützbasis arbeitet ?

Nö. Ein Kran kippt dann - und nur dann - wenn sich der Schwerpunkt des Gesamtsystems (also Kran incl. Ballast etc. plus Last) außerhalb der Abstützbasis befindet.

Formeln helfen da zum Verständnis nur begrenzt, viel besser ist da ein Diagramm aller Kräfte, die auf den Kran wirken.


Tschüs,

Sebastian
--
Baumaschinen-Modelle.net - Schwerlast-Rhein-Main.de

Dieser Post wurde am 16.12.2011 um 19:46 Uhr von Sebastian Suchanek editiert.
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002 — Direktlink
16.12.2011, 21:47 Uhr
robertd



Früher gab es zu diesem Thema in manchen Datenblättern auch eine Trennlinie in den Traglasttabellen. Da stand dann z.B. geschrieben: "Die Werte über der Trennlinie basieren auf Bauteilefestigkeit, die Werte unterhalb der Trennlinie auf Standsicherheit."

Die "Formel", mit der man das ganze nachvollziehen kann, ist das Hebelgesetz.
Eigentlich ist es ganz einfach: die Kante, über die der Kran kippen würde, ist die Verbindungslinie zwischen den Abstützpunkten. Solange das Moment (also Gewicht x Abstand) "hinter" dieser Kante (also in Richtung Drehkranz) größer ist als das "davor", dann kippt der Kran nicht (wenn man mal die Windkräfte beiseite lässt). Nachdem bei Deinem Beispiel alle Lasten hinter bzw. innerhalb der Kippkante(n) sind, kann der Kran auch nicht umkippen, sondern würde, wie Du schon festgestellt hast, bei Überlast auf eine andere Art versagen. Als Folge daraus könnte er dann natürlich schon wieder kippen (wenn z.b. der Ausleger samt Last nach außen wippt, weil der Wippzylinder versagt oder so), aber erst mal würde irgend etwas brechen, abreißen oder so ähnlich.

Gruß
Robert
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003 — Direktlink
21.12.2011, 21:33 Uhr
Michael 5



Naja,

Wenn ich an einen 100Tonner 200 Tonnen hänge bei 3m Ausladung, also entweder nach links oder rechts zwischen die Stützen, dann wird aus einer Bruchlast ganz schnell eine Kipplast, denn irgendein Stützträger wird abbrechen, und dann liegt der Schwerpunkt ausserhalb der oben bschriebenen Kippkante...
Oder der Oberwagen verabschiedet sich, oder oder oder...

Wobei es schlichtweg kaum möglich ist solch einen Überlastfall halbwegs normal darzustellen (um sowas eventuell mal im Ernstfall zu testen), denn man müsste schon einiges an einem 100Tonner verändern um überhaupt halbwegs unfallfrei 200 Tonnen dranhängen zu können und die auch hochzukriegen, ich verweise auf Stranglast, etc...

Die Frage ist theoretisch ganz interessant, für die Praxis allerdings relativ unbrauchbar, denn im einigermassen normalen Arbeitsalltag arbeitet man zu 99,5% ausserhalb der Abstützung, und nicht am ultimativen Limit des Geräts.
--
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004 — Direktlink
22.12.2011, 10:49 Uhr
Menzitowoc

Avatar von Menzitowoc

Naja ebenfalls,

selbst wenn im Alltag nahezu immer der Gesamtschwerpunkt außerhalb der Abstützung liegt, wird es aber auch im mittleren Ausladungsbereich ehr zum Strukturversagen als zum Umkippen kommen, einfach weil die Krankonstruktion aus Gewichtsgründen so knapp ausgelegt wird.
Deshalb kann ja heutzutage ein Kran auch nicht mehr mit dem POPOMeter als Ersatz-LMB gefahren werden. Wenn der Fahrer merken würde, dass der Kran so langsam ins Kippen kommt, ist der Ausleger oder andere Strukturteile längs gebrochen oder zumindest plastisch verformt.

Hinzu kommt, dass die modernen Kranen schon recht knackig mit Ballast bestapelt sind und somit das reine Kippen viel später auftritt als früher - man denke nur mal an die 24t (!!!) Ballast des Gottwald AMK200-83. Heutige 200t Krane sind bei mehr als dem 5-fachen Ballastgewicht angelangt.

Gruß Christoph
--
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005 — Direktlink
22.12.2011, 12:25 Uhr
Michael 5



Der brauchte auch nicht so viel Ballast, der wog ja auch so schon fast 100t...

Es kommt heutzutage dabei sehr auf die Auslegerkonfiguration an.

Ich kann mit dem selben Gewicht und derselben Ausladung entweder Kippen oder Abbrechen.

Wenn ich z.B.
4x50% austeleskopiere und auslege werde ich meist eher umkippen als irgendwas abbrechen.
2x100% austeleskopiert, in etwa gleiche Mastlänge, aber wohl eher Bruch statt Kipp.

Es gibt keine allgemein gültige Erklärung oder feste Regel was eher passiert,
das Popometer ist da schon weiterhin das beste Mittel, allerdings in Verbindung mit Augenmass was der Rest vom Kran so tut...
--
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006 — Direktlink
22.12.2011, 14:26 Uhr
festus

Avatar von festus

Hallo @all,
man sollte der Ordnung halber erwähnen, daß das "Popometer" nicht mehr angebracht ist. Die neuen Krane sind extrem ans Limit gerechnet und durch die höhere Stahlgüte extrem belastbar! Im Umkehrschluss schlagartig gebrochen. In dieser Richtung gibt es kein Augenmaß.
Wenn man einen nicht aufbalastierten Kran überziehen sollte, (in gedanken theoretisch...zwischen den Stützen) hält der sehr viel aus, bis der Oberwagen runterfällt. Sollte man ein Überziehen (Gewicht zwischen den Stützen.. Spunddiele..) mit vollem Ballast vorhaben. Dürfte die Hydraulig eine Grenze setzen. Bei manchen Kranen braucht man zur vollen Hubkraft (Scherung) die berühmte "Schwerlasteinrichtung" Zusatzrollen um die Stränge zu erhöhen. Der Ausleger dürfte als erstes mangels Oeldruck den Dienst einstellen. Und ich denke bei der Menge an überzohgener Kraft die schlagartig frei wird, sollte wohl eher eine explosion stattfinden als ein knicken.

LG Festus
--
LG Festus

Unterschätze nie die Dummheit !! Sie greift dich immer und überall an !!
Wird das Gewicht vor den Stützen größer als hinter den Stützen !!! Fällt er um..... Kleiner Scherz am Rande....

Dieser Post wurde am 22.12.2011 um 14:29 Uhr von festus editiert.
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007 — Direktlink
22.12.2011, 17:02 Uhr
Lars



@festus

das mit dem abknicken ist meiner Meinung nach bei den neuen Kranen ein ganz gefährliches Thema.Zum einen ist es wie du schon beschrieben hast das Material an seine Grenze berechnet und zum zweiten auch die Tatsache das die Gefahr des abknickens mit kurzen ausleger z.B 0/50/50/50/0 oder langem Ausleger größer ist als bei den alten Kranen.Die haben bzw. hatten eher die tendenz zum kippen da ihr Ausleger noch aus richtig dickwandigem Material waren und aufgrund des hohen Eigengewichts sowieso Traglastmässig im nachteil waren.
Zu guter letzt sind die neuen Krane in der regel mit Blackbox ausgestattet die es extrem vereinfacht die Rechnung im Falle eines Falles ;-P dem Verursacher zu übergeben.
--
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008 — Direktlink
22.12.2011, 17:26 Uhr
Michael 5



Um zurück zur Frage zu kommen, die ja eher theoretischen Sinn hatte:

Wie ich oben geschrieben habe gibt es keine allgemeingültige Formel wann ein Kran bricht oder kippt.

Das ist von Lastfall zu Lastfall unterschiedlich.

Man könnte sich jetzt die Arbeit machen als Kranhersteller jeden einzelnen möglichen Lastfall durchzuspielen um nachher jeweils zu sagen, hier bricht er, bzw hier kippt er und das dann auch noch publik zu machen...
Bei z.B. einem oben angesprochenen 100Tonner gibt es ca 3000 verschiedene Lastfälle, sprich Konfigurationsmöglichkeiten, (Ballast, Abstützbasis, Teleskopierung).

Und bei jeder Einzelnen ist es unterschiedlich zur Nächsten wann was passiert.

Es wäre im Übrigen glaube ich ziemlich fatal, wenn bekannt wäre was wann passiert, den viele Kranfahrer würden sich dann nicht mehr an die LMB halten sondern bis an diese Punkte heranfahren, mit oder ohne Black Box...
--
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009 — Direktlink
22.12.2011, 18:04 Uhr
Rene



Hallo Michael 5,

genau das wird bei einem modernen Kran gemacht, bevor er ausgeliefert wird.
Die Traglasttabellen basieren nicht nur auf "Lastmoment = Standmoment" sondern auch auf " Das hält der Ausleger, Oberwagen, Haken, Zylinder usw. usw.". Da gibts zig Begrenzungen, die alle kontrolliert (berechnet) werden, bevor die Traglasttabelle als Ergebnis rauskommt.

Grüße
René
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010 — Direktlink
22.12.2011, 20:11 Uhr
Victor

Avatar von Victor


Zitat:
Menzitowoc postete
im Alltag nahezu immer der Gesamtschwerpunkt außerhalb der Abstützung liegt,

Ich nehme mal an, daß du meinst: der Hublast liegt nahezu immer außerhalb der Abstützung.
Gesamtschwerpunkt außerhalb der Abstützung heißt umkippen, wenn ich mich nicht sehr täusche
--
Gruß, Victor
NL
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011 — Direktlink
22.12.2011, 21:19 Uhr
festus

Avatar von festus


Zitat:
Lars postete
Zu guter letzt sind die neuen Krane in der regel mit Blackbox ausgestattet die es extrem vereinfacht die Rechnung im Falle eines Falles ;-P dem Verursacher zu übergeben.

Jep! Und wie mir bei der Übergabe meines Kranes nach einer Reparatur mitgeteilt wurde, gibt es eine Blackbox! Bei einem tödlichen Unfall, darf auf die Daten zugegriffen werden. Dort werden nicht nur die Krandaten zum Zeitpunkt des Unfalles gespeichert! Sondern! man kann auch nachvollziehen ob der Fahrer schon ermüdet war. Oder ob er kurz vor dem Schadensfall zögerte, sprich "bewußt" in die Gefahrensituation fuhr oder....oder... bei der Technik heute ein Klax. Und wer in Länder exportiert wie USA z.B. lässt sich nicht wegen einem Kranfahrer ans Bein pinkeln.

LG Festus
--
LG Festus

Unterschätze nie die Dummheit !! Sie greift dich immer und überall an !!
Wird das Gewicht vor den Stützen größer als hinter den Stützen !!! Fällt er um..... Kleiner Scherz am Rande....
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012 — Direktlink
23.12.2011, 06:58 Uhr
Menzitowoc

Avatar von Menzitowoc


Zitat:
Victor postete

Zitat:
Menzitowoc postete
im Alltag nahezu immer der Gesamtschwerpunkt außerhalb der Abstützung liegt,

Ich nehme mal an, daß du meinst: der Hublast liegt nahezu immer außerhalb der Abstützung.
Gesamtschwerpunkt außerhalb der Abstützung heißt umkippen, wenn ich mich nicht sehr täusche

Hallo Victor,

ja natürlich hast Du recht. Sorry.

Gruß Christoph
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013 — Direktlink
23.12.2011, 22:22 Uhr
ulrich



Ich glaube die oben gegebenen, teilweise nicht leicht zu durchschauenden Antworten können durch folgende beispielhafte Abbildungen aus dem Buch von Rodolf Becker ("Das große Buch der Fahrzeugkrane", Seite 349) zusammengefasst werden.

Belastungsgrenzen beim kurzen sowie langen Teleskopausleger
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