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26.06.2013, 12:16 Uhr
Seilbagger1
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Hallo zusammen,
auf Wunsch ein paar Erklärungen zu den Fernsteuerungen. Das ist hier ja kein spezielles Modellbauforum, aber sicher ist das für manche Leser interessant, wie sowas funktioniert. Es gibt natürlich die tollsten Umbauten und Modifikationen, nachfolgend aber mal alles ganz einfach.
Für völlig Ahnungslose die Grundfunktion einer Fernsteuerung:
Um ein Modell über Funksignale fernzusteuern, benötigt man einen Sender, einen Empfänger, meistens 2 (oder mehr) Verbraucher, wie Servos, Motoren oder sonstiges. Servos (das sind eigentlich kleine Getriebemotoren, deren Ausgangswelle sich nicht endlos im Kreis dreht, sondern nur um 270 Grad) benutzt man, um kurze lineare Bewegungen durchzuführen. Bei Aussetzen eines Steuerbefehls drehen Servos automatisch in die Mittelstellung zurück.
Kanäle:
Für ein Modellauto benötigt man mindestens 2 Kanäle:
Ein Kanal vorwärts/rückwärts Ein Kanal links/rechts
Man unterscheidet weiterhin in einfache Schaltkanäle (= Impuls an/aus) oder Proportionalkanäle. Letztere funktionieren ähnlich wie das Gaspedal beim Auto, also je mehr man drückt, umso mehr dreht der Motor.
In den nachfolgenden Fotos ist das Innenleben des Menck M90 zu sehen.
Sender:
Auf diesem Bild ist ein einfacher 6-Kanal Sender abgebildet: Oben links und rechts je ein Schaltkanal, in der Mitte links und rechts die beiden Knüppelschalter (Proportionalkanäle). Die beiden Knüppelschalter lassen sich sowohl nach links, nach rechts, nach oben und unten als auch diagonal stufenlos bewegen. Heutzutage benutzt man überwiegend 2,4Ghz Technik, da hier Sender und Empfänger besser aufeinander abgestimmt sind und Störungen zwischen zwei verschiedenen Fernsteuerungen auf gleicher Frequenz vermieden werden. Früher waren ausziehbare Antennen üblich, die 2,4Ghz Anlagen haben nur noch eine kurze Stummelantenne. Im Sender sitzt noch ein Akku, meistens 9,6Volt. Die kleinen Schiebeschalter neben den Knüppeln dienen zur Trimmung der Kanäle (= genaue Nullstellung). Lässt man einen Knüppel los, spingt er federgespannt in die Neutralstellung (= kein Signal)
Empfänger:
Der Empfänger ist im Modell eingebaut und dient zur Kommunikation zwischen Sender und Modell. Auf dem Bild der kleine schwarze Kasten rechts. Der Empfänger hat 6 Steckplätze, in denen jeweils eine Steuerleitung eines Verbrauchers platziert ist. Damit werden sinnvoll die Schalt/Knüppel-Bewegungen zu den entsprechenden Motoren oder Servos geleitet. Unterhalb der Lüsterklemmen sieht man mehrere eingeschweißte Platinen. Bei diesen handelt es sich um Fahrtsteller. Ein Fahrtsteller wird für den Antrieb eines Motors benötigt, durch entsprechende Taktung bewegt sich der Motor dann so wie vom Senderimpuls vorgegeben, also vorwärts/rückwärts/langsam/schnell. Unter dem ganzen Kabelgewirr sitzt ein 12 Volt Bleiakku für die Stromversorgung des Modells. Die ganzen Lüsterklemmen diesen halt dazu, jeden Fahrtsteller und jeden Motor mit Plus- und Minusleitung zu versorgen.
Hauptschalter:
Dieser ist zwischen Akku und Verteilerleiste eingebaut und trennt eben die beiden bei Bedarf (Feierabend). Unten rechts sieht man einen zweiten Schalter, der nicht manuell, sondern von einem Servo gesteuert wird. Durch diese Kombination habe ich mir hier 2 Fahrtsteller eingespart. Früher hatten fast alle Modelle noch einen Empfänger-Akku. Grund war, dass Servos und Empfänger nur mit 5Volt betrieben werden sollen. Heutzutage haben die meisten Fahrtsteller eingebautes BEC, womit die Spannung am Empfänger und Servo auf die 5Volt reduziert wird, egal was erstmal reinkommt. Flugzeuge werden auch heute noch mit Empfängerakku betrieben. Grund ist natürlich die erhöhte Sicherheit bei abfallender Spannung des Akkus.
Ein Bagger bleibt bei Stromausfall einfach stehen, beim Flieger sieht das etwas anders aus.
Hier ist ein Verbraucher zu sehen, der Drehwerkmotor. Dahinter erkennt man die beiden Motoren, die die Hauptwinden über Rollenketten antreiben.
Das wären jetzt so die Grundzüge von RC (radio control).
Als Beispiel hier jetzt noch die Bewegungsabläufe beim M90 Tieflöffel:
Linker Knüppel:
nach links: Bagger dreht nach links nach rechts: Bagger dreht nach rechts
nach vorne: Ausleger wird gesenkt nach hinten: Ausleger wird angehoben
Rechter Knüppel:
nach links: Löffel wird geöffnet nach rechts: Löffelseil wird lose gelassen (Löffel zu =Schwerkraft)
nach vorne: Löffelstiel nach vorne nach hinten: Löffelstiel wird angezogen (zum Graben)
Durch eine sinnvolle Betätigung erreicht man ein flüssiges Arbeitsspiel, wobei natürlich viel Übung erstmal vorangeht.
Der obere rechte Schalter lässt bei Betätigung das kleine Servo neben dem Hauptschalter entweder links oder rechts rum drehen. Dabei wird ein zweiter Schalter betätigt. Folge ist, dass die Impulse von zwei Fahrtstellern entweder auf die beiden Hauptwinden oder auf die beiden Fahrmotoren umgeschaltet werden. Spart zwei Fahrtsteller (20€ pro Stück) und Platz. Zudem können so auf einfache Weise 6 Motoren proportional (also stufenlos) gesteuert werden.
Der zweite Schalter ist zur Zeit ohne Funktion, man könnte aber damit z.B. die Beleuchtung einschalten oder sonst was.
So sitzen die beiden Fahrmotoren in der Wanne:
Bei einem Kipper-Lkw ist das natürlich wesentlich einfacher aufgebaut, im Grunde braucht man dafür halt neben Empfänger und Akku lediglich ein Servo zum Lenken, einen Fahrtsteller und Motor zum Fahren und das gleiche nochmal zum Kippen.
Ich hoffe, ich habe euch nicht zu sehr gelangweilt. Wer es eh kennt, kann ja drübergehen, für alle anderen dürfte RC jetzt kein Geheimnis mehr sein. -- mit freundlichen Grüßen
Wolfgang
http://www.youtube.com/user/Seilbagger1 Dieser Post wurde am 26.06.2013 um 13:19 Uhr von Seilbagger1 editiert. |