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20.10.2017, 15:28 Uhr
Graf Koks
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Zitat: | Hendrik postete Gerade, weil ich diesen Fred hier gelesen hatte, dachte ich mir, machste diese Woche mal exemplarisch ein paar Bilder. Ich komm ja immer mal rum, und ganz egal welcher Wochentag, ganz egal welche Autobahn, es ist nicht mehr feierlich. Ich will jetzt mal auf den LKW-Verkehr hinaus.
Was auf den Bildern nicht hervorkommt, ist die geradezu absurd grosse Länge der LKW-Staus. Es stehen wirklich ohne Scheiss regelmässig die Trucks auf 10-15 km Länge auf der rechten Spur der Autobahnen, vor Baustellen, in Baustellen, bei dichtem Verkehr, und bei Unfällen sowieso. Jeden Tag genau das gleiche Spiel. Ob man jetzt am Kamener Kreuz ist, in Bremen, im Vogelsberg oder in Karlsruhe, das spielt überhaupt keine Geige. Ich will nicht auf den Trucks per se rumhauen, die sind wichtig, wissen wir alle, und Deutschland ist bekanntermassen ein Transitland, wissen wir auch, aber die Transportdimensionen haben jetzt Grössenordnungen erreicht, wo man sich langsam selbst blockiert. Das kanns nicht sein. Und die Arbeitsbedingungen der Fahrer sind ja deart beschissen, das kanns ja auch nicht sein.
Diese LKW-Schlange hier (zum Glück auf der Gegenspur) war mindestens 15 km lang:
Später erwischte es mich selbst, und hier standen die Trucks bereits 2-spurig im Stau! 10 km lang, mindestens. Irgendwann erobern die Trucks noch die 3. Spur, und dann ist Totalblockade!
Solche Staus sind heute Standard, jeden Tag, und zum Teil auch jede Nacht! Sowas hat es vor 30 Jahren nur vor Grenzen gegeben, und das auch nur, wenn der italienische Zollbeamte mal wieder besonders mies drauf war, weil der Pizzaofen explodiert ist. |
Diese Bilder sind in der Tat mittlerweile anscheinend in der ganzen Republik an der Tagesordnung und auch bei uns im Großraum Osnabrück mit seinen Autobahnen A 1/30/33 sieht es keinen deut besser aus. Regelrechte Güterzüge auf Gummibereifung befahren die rechten Fahrspuren. Selbst kleine Behinderungen, wie z.B. Tagesbaustellen lösen regelmäßig mehrere Kilometer Lkw-Stau aus. Kracht es und es kommt zur Vollsperrung, geht im gesamten Stadtgebiet und darüber hinaus nichts mehr.
Die Bahn und die Politik haben den Schienengüterverkehr mutwillig und ohne jeden Verstand in den letzten Jahrzehnten vor die Wand gefahren. Die Lkw Hersteller haben ihren nutzen daraus gezogen und machen erfolgreiche Lobbyarbeit in Berlin. Der Wettbewerbsdruck in der Wirtschaft, ebenso wie das streben nach immer mehr Profiten und Wachstum haben einen Optimierungswahn zur Folge, der die Lagerhaltung immer mehr auf die Straße verlagert. Massive Versäumnisse im Ausbau und Erhalt der Verkehrsinfrastruktur in den letzten Jahrzehnten, stauen sich nun im wahren Sinn des Wortes. Die derzeitige hohe Bauaktivität reicht noch lange nicht aus, die weitere Steigerung insbesondere des Schwerverkehr abzufangen. Zu lange Genehmigungs und -Verfahrensprozesse, Bürokratie ohne Ende in Deutschland und EU sind ebenfalls der Grund dafür, das wir uns auf den Verkehrskollaps zu bewegen. Die Politik ist entsetzt, das Deutschland seine "Klimaziele" nicht erreicht und das wird so auch auf lange Sicht nicht gelingen, dazu muß man sich bloß an eine Autobahn stellen und man sieht was los ist. Die Politik sitzt seit langer Zeit, was Verkehr und Infrastruktur angeht im Glashaus aus Panzerglas und ausschließlich die Nieten unter den Ministern geben sich im besagten Ministerium alle paar Jahre die Klinke in die Hand, das gilt im übrigen genauso für den Bahntower in Berlin. Nun denn, jetzt laufen ja Feldversuche an mit Oberleitungen für Lkw auf Autobahnen, dann wird alles besser und die Bahn kann weiter Hochgeschwindigkeitsstrecken und Prestigobjekte planen und bauen. Eine ungeheuerliche, blamable Entwicklung ist das und angrenzende Länder wie, Schweiz, Niederlande, Dänemark etc., machen nur noch entsetzt dicke Augen bei dem was hier passiert. Sei nur genannt die Bahntrassen entlang des Rhein im Verlauf der Strecke Genua/Rotterdam, diese, b.z.w. eine Entlastungstrasse durch den Westerwald hätte längst fertig sein können und müssen. In Dänemark ist der Fehmarn-Belt Tunnel politisch beschlossene Sache, auf deutscher Seite das übliche Chaos und Prozedre. Der je Fahrtrichtung durchgehend vierspurige Ausbau der A 2 ( Warschauer Allee) müsste längst begonnen haben, das könnte eine Menge Staus und Tote, durch die vielen Unfälle dort aufgrund der hohen Verkehrsbelastung verhindern. Der nächste Winter kommt bestimmt und die Horrormeldungen von dieser Autobahn sind wieder regelmäßig ein Thema, auch das müsste in unserem Land so nicht sein. Deutschland ist mittendrin in Europa und Transitland, wir müssten in Sachen Infrastruktur eigentlich allen anderen voraus sein, leider ist genau das Gegenteil der Fall, gilt so nebenbei im übrigen auch ganz besonders deutlich für die Themen Digitalisierung, Bildung und Familie/Soziales... Man kann eigentlich nur hoffen, das die letzte Bundestagswahl und die gewählte Vollklatsche für die großen Volksparteien einiges in die richtige Richtung bewegt und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt... Dieser Post wurde am 20.10.2017 um 15:36 Uhr von Graf Koks editiert. |