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24.02.2005, 11:32 Uhr
Hendrik
Moderator
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Bis zur DIN 15019 (entworfen in den 60-ern; und Anfang der 70-er in Kraft getreten) galt folgendes:
Der Kranhersteller ermittelt jeweils seine spezifische tatsächliche Kipplastkurve des entsprechenden Krantyps im Versuch, und legt seine Nenntraglastkurve fest. Dabei wurden europaweit Nenntraglastkurven von 66,6% - 85% der Kipplast veröffentlicht; die Marge war also recht gering (die Kipplast wurde hierbei mit 100% angesetzt). Die Kipplast wurde zumeist "unter Laborbedingungen" ermittelt (gerade stehender Kran auf festem Untergrund, kein Wind, etc.)
Die DIN 15019 hat damit Schluß gemacht: Hat der Kranhersteller seine tatsächliche Kipplastkurve (unter "Laborbedingungen") ermittelt, werden nun u.a. folgende Sicherheiten eingebaut:
Windkraft auf den Ausleger Windkraft auf die Last Dynamische Lastmomente (Trägheit vom Abbremsen von Hub-/Wippbewegungen) Durchbiegung des Auslegers Abschalttoleranz der LMB (+/- 15% (!!) ) Dejustierung der LMB Pendelnde Last Geringfügiges Einsinken der Stützen in den Untergrund etc.
Der Kranhersteller ist verantwortlich für sämtliche diesbezügliche Nachweise/Berechnungen (z.B. Nachweise der Windkräfte auf die Flächenteile der Ausleger). Das, was nach Abzug dieser Sicherheiten übrig bleibt, ist eine "virtuelle" 100%-Kurve, die nicht veröffentlicht wird.
Und 75% von dieser "virtuellen" 100%-Kurve ist dann die tatsächliche Traglast nach DIN. In der Praxis sieht das dann manchmal so aus, daß an einigen Stellen der Kurve die 75%-DIN-Traglast nur noch ein Bruchteil der tatsächlichen "Labor"-Kipplast beträgt (z.B. 40%); aber das ist gut so - safety first!
Gittermast-/Teleskopkrane werden geprüft/abgenommen nach folgender Regel:
1,25 x Hublast der "virtuellen" 100%-Kurve + 0,1 x Auslegergewicht, und: 1,33 x Hublast der "virtuellen" 100%-Kurve
Dank der leistungsfähigen Elektronik ist es heutztage möglich, die Kipplastkurve und die 100%-Kurve gut in einem Kennfeld im Kran abzubilden, um die DIN-75%-Traglastkurve unter quasi jeder Auslegerkonfiguration optimal ausnutzen zu können. Je besser und genauer diese Kurven abgebildet sind, desto mehr kann man aus seinem Kran 'rausholen - unter Einhaltung aller Sicherheitsbedingungen. Dieser Post wurde am 24.02.2005 um 12:13 Uhr von Hendrik editiert. |