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Hansebubeforum » Technik » Traglastangaben » Threadansicht

Autor Thread - Seiten: -1-
000 — Direktlink
23.02.2005, 07:35 Uhr
Grisu



Moin!

Wer kann mir mal erklären, was es mit den verschiedenen Traglastangaben auf sich hat?Es gibt Angaben, die beziehen sich die DIN, andere beziehen sich auf 85%.Wie kommt es zu diesen unterschieden?

Danke!

Gruß Grisu
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001 — Direktlink
23.02.2005, 12:52 Uhr
Stephan
Moderator
Avatar von Stephan

Hallo Grisu

Ganz nach dem Motto; Andere Länder, andere Sitten; andere Frauen, andere Tit... äähhmm räusper, lassen wir das...;-)

Die DIN schreibt beim Betrieb von Kranen eine 25 %ige Sicherheit vor, d.h. dann also, das die Krane unter normalen Umständen mit nur 75 % des Kippmoments betrieben werden (-> ab 100 % sollte ein Kran normalerweise umfallen oder zusammen brechen)
In den Vereinigten Staaten z.B. sind aber 85 % der Kipplast zuläßig, d.h. die Sicherheit bertägt nur noch 15 %. Da die USA und andere Staaten mit 85 %-Zulassung einen recht großen Markt eröffnen, werden auch die 85er Werte in den Datenblättern angegeben. Damit steigen aber auch die maximalen Tragkräfte (je größer der Kran, desto größer die 85 %ige maximale Tragkraft), womit man dann auch schön Werbung machen kann. Ein 450-Tonner macht dem Namen nach mehr Eindruck, auch auf den Preis, als ein 400-Tonner, auch wenn beides ein und der selbe baugleiche Kran ist...

Gruß vom Rhein
Stephan
--
Gruß vom Rhein
Stephan

"Hätten Sie aber können!!!"
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002 — Direktlink
23.02.2005, 13:18 Uhr
Grisu



Hei Stephan!

Also DIN=Deutschland
85%=Ausland
Verstanden!
Danke erst mal!

Ist es denn möglich, kurzfristig über die 75% zu gehen?(z.B.90%) .Müßte doch gehen,denn der Kran ist doch für 100% ausgelegt,oder habe ich das falsch verstanden?

Gruß Grisu
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003 — Direktlink
23.02.2005, 14:47 Uhr
Sebastian Suchanek
Admin
Avatar von Sebastian Suchanek


Zitat:
Grisu postete
Ist es denn möglich, kurzfristig über die 75% zu gehen?(z.B.90%) .Müßte doch gehen,denn der Kran ist doch für 100% ausgelegt,oder habe ich das falsch verstanden?

Klar geht das.
Nur ist man gut daran beraten, das vorher mit dem Kranhersteller zu klären und es sich schriftlich bestätigen zu lassen. Denn wenn aus irgendwelchen Gründen etwas schief geht, zeigt Dir Deine Versicherung 'nen Vogel.


Tschüs,

Sebastian
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004 — Direktlink
23.02.2005, 14:57 Uhr
BUZ



Jeder Kran wird beim Hersteller auf 33% Überlast getestet, d. h. DIN 133% der Kipplast!
Über die DIN 75% kommt man nur wenn man per Schlüsselschalter die LMB überbrückt, da geht es dann soweit nach oben bis der Kran umfällt, auseinander bricht oder die Hydraulik nicht mehr kann!
Wenn dies passiert, dann gibt es Mecker von der Feuerwehr, BG, Versicherung, TÜV, Hersteller, GAA, Staatsanwalt, Chef etc.!

Gruß
BUZ
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005 — Direktlink
23.02.2005, 15:04 Uhr
Hendrik
Moderator
Avatar von Hendrik


Zitat:
BUZ postete Jeder Kran wird beim Hersteller auf 33% Überlast getestet

Wollt ich auch grad schreiben....Kippen/Auseinanderbrechen bedeutet i.d.R. mehr als 133% Auslastung.

75% DIN Traglastangabe - das juckt den Kran so gut wie gar nicht. Sollte zumindest so sein.

Da sieht man mal, was da für fette Sicherheitsmargen eingebaut sind; und das ist auch gut so.
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006 — Direktlink
23.02.2005, 16:30 Uhr
Stephan
Moderator
Avatar von Stephan

...jaja, und je größer diese Margen, desto größer auch der Anreiz sie aus zu reizen. Und genau dabei geht dann sehr schnell mal was richtig schief, oder krumm, oder sonst wie kaputt!

Bei modernen LIEBHERR Kranen kann man diese Verhälnisse sehr schön auf einer digitalen Belastungsanzeige in Balkenform beobachten. Und dieser Balken kann in bestimmten Situationen, z.B. bei großer Ausladung unglaublich schnell ausschlagen.

Gruß vom Rhein
Stephan
--
Gruß vom Rhein
Stephan

"Hätten Sie aber können!!!"
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007 — Direktlink
23.02.2005, 17:29 Uhr
Hendrik
Moderator
Avatar von Hendrik


Zitat:
Stephan postete ...jaja, und je größer diese Margen, desto größer auch der Anreiz sie aus zu reizen.

Ja - so ist das.

Du kannst den Leutchen ein bombensicheres Gerät in die Hand drücken - es kommt einer, der schmeißt es um.

(Hersteller/Produkthafter haben aber auch häufig genug versagt; so ist das nicht - siehe Schrott-Thread.)

In den 50-er/60-er Jahren wurde verdammt viel Lehrgeld bezahlt; daraus resultierend ist die 75/133% Regel entstanden.
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008 — Direktlink
23.02.2005, 19:17 Uhr
BUZ



Nicht ganz:
in den 60ern war 66% Mass aller Dinge!

Gruß
BUZ
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009 — Direktlink
23.02.2005, 19:25 Uhr
Sebastian Suchanek
Admin
Avatar von Sebastian Suchanek


Zitat:
BUZ postete
Nicht ganz:
in den 60ern war 66% Mass aller Dinge!

Und das dann auch noch mit 133%-Sicherheit oder nur mit 100%iger?


Tschüs,

Sebastian
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010 — Direktlink
23.02.2005, 19:32 Uhr
BUZ




Zitat:
Sebastian Suchanek postete
Und das dann auch noch mit 133%-Sicherheit oder nur mit 100%iger?

Das weiss ich leider nicht!
Bin auch erst die Tage durch Zufall darauf gestoßen, habe ein paar Krane durchgerechnet und es hat bei 66% immer gepasst!
Keine Ahnung wie die dann abgetestet wurden. Die Erhöhung auf 75% ist vermutlich auf die Feinkornstähle der 70er und bessere Rechenmethoden zurück zuführen.
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24.02.2005, 11:32 Uhr
Hendrik
Moderator
Avatar von Hendrik

Bis zur DIN 15019 (entworfen in den 60-ern; und Anfang der 70-er in Kraft getreten) galt folgendes:

Der Kranhersteller ermittelt jeweils seine spezifische tatsächliche Kipplastkurve des entsprechenden Krantyps im Versuch, und legt seine Nenntraglastkurve fest. Dabei wurden europaweit Nenntraglastkurven von 66,6% - 85% der Kipplast veröffentlicht; die Marge war also recht gering (die Kipplast wurde hierbei mit 100% angesetzt). Die Kipplast wurde zumeist "unter Laborbedingungen" ermittelt (gerade stehender Kran auf festem Untergrund, kein Wind, etc.)

Die DIN 15019 hat damit Schluß gemacht: Hat der Kranhersteller seine tatsächliche Kipplastkurve (unter "Laborbedingungen") ermittelt, werden nun u.a. folgende Sicherheiten eingebaut:

Windkraft auf den Ausleger
Windkraft auf die Last
Dynamische Lastmomente (Trägheit vom Abbremsen von Hub-/Wippbewegungen)
Durchbiegung des Auslegers
Abschalttoleranz der LMB (+/- 15% (!!) )
Dejustierung der LMB
Pendelnde Last
Geringfügiges Einsinken der Stützen in den Untergrund
etc.

Der Kranhersteller ist verantwortlich für sämtliche diesbezügliche Nachweise/Berechnungen (z.B. Nachweise der Windkräfte auf die Flächenteile der Ausleger). Das, was nach Abzug dieser Sicherheiten übrig bleibt, ist eine "virtuelle" 100%-Kurve, die nicht veröffentlicht wird.

Und 75% von dieser "virtuellen" 100%-Kurve ist dann die tatsächliche Traglast nach DIN. In der Praxis sieht das dann manchmal so aus, daß an einigen Stellen der Kurve die 75%-DIN-Traglast nur noch ein Bruchteil der tatsächlichen "Labor"-Kipplast beträgt (z.B. 40%); aber das ist gut so - safety first!

Gittermast-/Teleskopkrane werden geprüft/abgenommen nach folgender Regel:

1,25 x Hublast der "virtuellen" 100%-Kurve + 0,1 x Auslegergewicht,
und: 1,33 x Hublast der "virtuellen" 100%-Kurve

Dank der leistungsfähigen Elektronik ist es heutztage möglich, die Kipplastkurve und die 100%-Kurve gut in einem Kennfeld im Kran abzubilden, um die DIN-75%-Traglastkurve unter quasi jeder Auslegerkonfiguration optimal ausnutzen zu können. Je besser und genauer diese Kurven abgebildet sind, desto mehr kann man aus seinem Kran 'rausholen - unter Einhaltung aller Sicherheitsbedingungen.

Dieser Post wurde am 24.02.2005 um 12:13 Uhr von Hendrik editiert.
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24.02.2005, 11:53 Uhr
Carsten

Avatar von Carsten


Zitat:
Grisu postete
Hei Stephan!

Also DIN=Deutschland
85%=Ausland

Gruß Grisu

@ Grisu,

ganz so ist es nicht, die 85% Werte sind eigentlich nur in den USA gültig. Alle anderen Länder haben die 75%-Norm. Die Niederlande und Belgien haben noch sehr lange mit den 66% Werten gearbeitet, diese aber auch zu Beginn der 90er Jahre (?) auf 75 % umgestellt.
--
Carsten Thevessen

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