005 — Direktlink
18.10.2004, 20:12 Uhr
Onkel Tom
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Hallo Sebastian!
Hat ein wenig gedauert und ich hoffe, dass es keine Maximalgröße für Beiträgen gibt!
Zum AC 500-1 SSL:
Imposantes Modell! Rollenhöhe ohne Wippe: 1,16m (56m Telemast) Rollenhöhe mit Wippe: bis zu (knapp) 3m!! (90m Wippe)
Tolle Bilder vom Aufbau eines AC 500-1 SL (Vorgängermodell, fast gleich, bis auf die Abspannung des Telemastes und die Lackierung) findest Du auf http://www.hansebube.de/1zu50/ac5up1/ac5up1.html (Modell) http://www.hansebube.de/gastvorb2/mktrefac1/mktrefac1.html (Original)
Zurück zum SSL: Was diesem Modell am meisten fehlt, ist Gewicht: Tele + Wippe sind im Verhältnis zum restlichen Modell und zum Ballast ein wenig zu schwer. So gerät der Aufbau mit großer Ausladung zum Abenteuer. Blei schafft Abhilfe. Graupner und Robbe haben Walzblei im Programm. Ich habe 2mm blanke Bleiplatten und 1,5mm Bleiplatten mit matt weißer (nicht besonders haltbarer) Lackierung verwendet. Zum Befestigen des Bleis hat sich nach einigen Versuchen mit verschiedenen Klebern das "Verspachteln" mit der Masse eines Pritt-Klebestifts (lange warten, bis das halbwegs hart wird, aber keine Lackschäden durch Lösungsmittel) als beste Lösung herausgestellt. Das Walzblei lässt sich ganz gut mit einer (alten) Schere zuschneiden (Blei ist giftig, also nach der Bearbeitung immer gut die Hände waschen, noch besser: Aids-Handschuhe). Aus den 2mm-Platten habe ich Streifen passend zugeschnitten und damit den Bereich im Unterwagen zwischen den beiden Langträgern aufgefüllt, der im aufgebauten Zustand zwischen den Aufstandspunkten der Abstützungen liegt (also nicht bis zu ersten Achse). Beim Ballastträger habe ich den Freiraum hinter und unter der Seilwinde für die Wippspitze soweit gefüllt, dass die Winde gerade noch freigängig ist. Außerdem kann man den Ballastträger aufschrauben und die beiden kleinen Hohlräume rechts und links mit Blei füllen. Die einzelnen Ballastplatten habe an der Unterseite eine Vertiefung von ca. 1,7mm. Da die Form dieser Vertiefung komplex ist, bin ich so vorgegangen: - Alte Kerze und zwei Ballastplatten (2 x rechts, oder 2 x links) in heißes (nicht kochendes) Wasser legen, bis das Wachs weich ist. - In der einen Ballastplatte den Hohlraum mit weichem Wachs gut füllen und die andere Platte darunter drücken, bis die Platten aufeinander liegen. - Den Wachsabdruck in der Ballastplatte vollständig auskühlen lasse (Ungeduldigen hilft der Kühlschrank). - Den kalten Wachsabdruck vorsichtig aus der Ballastplatte herausnehmen die Kontur auf ein dünnes Stück Kunststoff (Jogurt-Becher) übertragen und ausschneiden. - Mit der Kunststoffschablone kann man mit einem beliebigen spitzen Gegenstand die Kontur auf die (lackierten) 1,5mm Bleiplatten übertragen. - Die alte Schere kommt zum Einsatz, das Loch für die Zentrierzapfen der Ballastplatten kann man mit einem entsprechenden Schraubendreher erzeugen (Bohrer macht bei Blei wenig Freude). Wenn man "ungenau" genug gearbeitet hat, klemmen die Bleieinlagen von alleine in den Gewichten.
Eine andere Schwachstelle des Modells sind die etwas wackeligen Abstützungen. Leider sind nur die ausziehbaren Teile der Stützen aus Metall. Die Grundkörper sind aus Kunststoff. Hier helfen pro Stütze je eine 2mm Bohrung oben und unten quer durch, die man dann mit entsprechend zugeschnittenen Nägeln verbolzen kann. Da die Metallteile der Stützen am Ende abgeschrägt sind, erst die Stützen ausbauen (vier Schrauben an der Unterseite des Unterwagens) und auseinanderbauen, um die genaue Kontur zu kennen. Sonst trifft man beim Bohren daneben. Fürs Bohren selbst die Stützen wieder ineinander stecken, zueinander fixieren, und beide Teile zusammen durchbohren, damit die Bohrungen auch fluchten. Die Gewinde für die Schrauben (= Zylinder der Abstützungen) sind auch schlecht geschnitten und neigen zum Durchrutschen. Ich nehme zusätzlich je eine Mutter, um die Schrauben zu sichern.
Die Zylinder des Telemastes haben auch so ihre Tücken. Ich musste mein Modell am 2. Tag umtauschen, weil an einem der Zylinder das untere Befestigungsauge ausgerissen ist. Um die Last (vor allem mit Wippe) zu halten, sind sie unheimlich schwergängig. Wenn man sie mit Modellöl leichtgängiger macht, halten sie in der Endstellung die Last wieder nicht. Das Problem lässt sich mit den Messing-Zylindern von CCM http://www.cmm-schwerlast.de/index.html (Artikel-Nr.: CM 2861, Ca 20€) lösen. Diese haben eine Madenschraube, mit der die Kolbenstange des Zylinders festgeklemmt wird. Da ich nicht herausgefunden habe, wie man die Verbolzung der Zylinder am Oberwagen löst, habe ich eine andere Lösung umgesetzt: Im Modellbauhandel gibt es so genannte Stellringe (für Antriebswellen von Modellschiffen) in verschiedenen Durchmessern. Hier passen die Ringe für 5mm-Wellen. Damit kann man eigentlich das gleiche wie folgt erreichen: - Bolzen der Kolbenstangen am Telemast austreiben - Kolbenstange aus dem Zylinder herausziehen - Am unteren Ende der Kolbenstangen sind zwei Verdickungen. Diese abschleifen, bis die Kolbenstange durchgängig rund ist. - Prüfen, ob die Kolbenstange im Zylinder über den gesamten Hub leichtgängig ist (Sollte aber möglichst wenig wackeln, vor allem, wenn nur ein kurzes Stück im Kolben steckt). - Leider sind die Stellringe etwas zu dick. Daher müssen sie oben und unten (plan) abgeschliffen werden. Dabei aufpassen, dass man das Gewinde der Madenschraube nicht "freilegt". - Stellring über die Kolbenstange schieben, Kolbenstange in Zylinder einsetzen und (erst mal provisorisch) mit Telemast verbolzen. - Testen, ob Stellring weit genug abgeschliffen ist und Mast sich ganz flach legen lässt. Am Gabelkopf der Kolbenstange muss man auch ein wenig feilen, damit sich der Stellring ganz nach oben schieben lässt. - Wenn das alles passt, können die Kolbenstangen wieder richtig verbolzt werden.
Kosten: 2-3€ und jede Menge Nerven. Das Lackieren der Messingzylinder hat man auch gespart. Die Stellringe haben den gleichen Außendurchmesser, wie die Zylinder. Optisch wird wahrscheinlich ein sauber lackierter Messingzylinder etwas besser abschneiden. Funktionell sind die Stellringe etwas besser, da bei den meisten Stellung (beim Aufrüsten) ein Ring reicht, um den Tele zu halten. Dann kann man den zweiten Ring schon hochschieben und verklemmen, um die nächste Position des Telemastes abzustützen.
Der Ballastträger und dessen Verbolzung am Oberwagen werden stark belastet: Ohne Wippe nach unten, mit Wippe nach oben. Dafür sind die mitgelieferten Kunststoffbolzen nicht besonders geeignet. Ein leicht gebogener (lässt sich sonst nicht montieren) Splint durch beide Befestigungspunkte hat weniger Spiel.
Die Abstützung, auf der der Ballastträger zum Aufballastieren abgesetzt wird, kippt bei komplettem Ballast etwas zum Oberwagen. UHU metall epoxy (2-Komponenten Epoxyharz-Kleber in zwei verbundenen Spritzen) hat fast die gleiche Farbe, wie der Unterwagen und die Abstützung, Damit kann man an die Abstützung eine "Nase" modellieren, die man hinterher bearbeiten kann (feilen,…).
So! Hört sich wahrscheinlich alles recht schlimm an, ist es aber nicht. Wenn man zum ersten mal an so einem Modell den Bohrer ansetzt, ist das schon ein komisches Gefühl. Aber wenn man etwas geschickt ist, kommt man schnell dahinter, dass das ganz gut funktioniert.
Zusammenfassung:
Tolles Modell, das man mit ein paar Tricks noch funktioneller gestalten kann. Viele Dinge, z. B. der Ballast sind sehr gut nachgebildet. Für den Komplettaufbau mit Wippe benötigt man eine Altbauwohnung. Aber auch mit kürzerer Wippe sieht der Kran toll aus. Optisch kann man natürlich noch Scheibenwischer, Rückspiegel,… anbauen.
Detailfotos von den Umbauten schicke ich Dir in den nächsten Tagen per Mail, oder wenn andere auch Interesse haben (hat ja noch kein anderer einen Beitrag zum Thread geschrieben), schicke ich sie an Bube oder Hajo. Das dauert aber wieder einige Tage.
Thomas -- GaG (Grüße aus Graz) Thomas Dieser Post wurde am 18.10.2004 um 20:15 Uhr von Onkel Tom editiert. |