014 — Direktlink
17.01.2011, 13:18 Uhr
Menzitowoc
|
Hallo,
gestern habe ich mal Fotos von zwei Boilot-Turmkranen auf einer reinrassigen Boilot-Baustelle in Königstein am Taunus (Nähe großer Kreisel) gemacht. Es handelt sich um die Modernisierung eines Wohnblocks. Eine derartig Boilot-bestücke Baustelle ist ja heutzutage, zumal im Rhein-Main-Gebiet, sehr ungewöhnlich. Denn leider sieht man die Boilot-Turmkrane meistens nur auf Lagerplätzen rumgammeln oder in quasi ähnlichen Situationen auf kleinen Ewigbaustellen stehen.
Für eine ausführliche Fotodokumentation war die Baustelle zu sehr zugestellt und vermatscht, aber einige Detailaufnahmen habe ich doch machen können. Mir geht es darum, endlich die Funktionsweise zu verstehen. Stephan hat zwar in seinem Buch ein Bild und Erklärungen drin, aber so richtig klar ist es mir bis dahin nicht gewesen. Auch die Erklärungen in Posting Nr. 1 diese Thread halfen mir nicht weiter.
Bei mindestens einem der beiden Kranen handelt es sich laut Typenschild um einen GA 40A aus dem Jahre 1979 (der organge Boilot). Der zweite blaue ist wahrscheinlich derselbe Typ.
Der Unterwagen ist mit ausdrehbaren Stützarmen mit Spindeln und Stahlunterlegplatten unter den eigentlichen Stütztellern ausgestattet. Wie bei Kranen dieser Altersklasse üblich, müssen sie mit sehr viel Holz unterbaut werden, obwohl sie nahezu eben stehen. Der Kran hat augenscheinlich ein innenverzahnten Drehkranz, was man am Drehwerksantrieb nahe der Drehachse erkennen kann.
Die vordere der beiden Winden ist für das Montageseil zuständig, auf der hinteren Windentrommel wird das Hubseil aufgespult.
Wie bekannt, ist der Kran mit einem Knickturm ausgestattet. Das Aufrichten erfolgt, in dem mit dem Montageflaschenzug am Turmknick gezogen wird und über die Turmstützen der obere Teil des Turms nach oben gedrückt wird; siehe auch letztes Bild in Posting Nr. 4.
Bei den kleineren Kranen dieser Bauart reicht es aus, mit dem Montageflaschenzug alleine zu ziehen. Bei der hier vorliegenden Größe sind die Kräfte in der fast liegenden Turmposition wahrscheinlich so groß, dass man sich einer Hilfskonstruktion bedienen muss:
Der Turmknickwinkel muss zunächst vergrößert werden, in dem das obere Turmstück ausreichend weit angehoben wird. Dies geschieht mit der Hubvorrichtung, die am Heck des Oberwagens steil nach oben zeigt.
Ich verstehe das System so, was es aus den zwei steilstehenden Schienen besteht, auf dem die Hubrille mit der einfachen Seilumschlingung gleitet. Der Schienenwinkel ist zum Oberwagen fixiert.
Der Montageflaschenzug ist sowohl zum Turmknick als auch zur Hubbrille auf der Schiene am Heck eingeschert, also ein durchgehendes Seil. Aufgrund der Kräfteverteilung in Abhängigkeit vom Turmknickwinkel liegt zunächst die kleinere Kraft in der Hubbrille vor. Somit fährt erst diese bis zum Anschlag hoch und hebt das Turmoberteil damit an. Der Turmknickwinkel ist dann soweit vergrößert, dass jetzt die Kräfte im normalen Montageflaschenzug ausreichen, den Turm vollständig aufzurichten.
Die verstärkten Eckstiele im Turmbereich kurz unterhalb der Auslegeranlenkung sind dann wohl die Gleichflächen, die in der Montagebrille liegen.
Die anderen dicken Abspannseile sorgen dafür, dass der Ausleger auch in die horizontale Position gezogen wird. Außerdem sieht man hier noch mal die komplette Montageseilführung.
So wie ich es weiter verstehe, muss das Schienensystem der Aufrichtbrille vor der Montage manuell aufgerichtet und verriegelt werden. Auf Hendrik´s Bildern 3 bis 6 in Posting Nr. 4 ist nur der untere Teil der Schiene zu sehen. Der lange obere Teil scheint dann zwischen Turmpaket und Ballast abgelegt zu sein.
In der Praxis stelle ich mir das auch bei dieser Krangröße schon schwierig vor. Gibt es eine Möglichkeit, dass auch mit dem Montageseil zu machen?
Gruß Christoph -- Mal was ganz Anderes: Marion Walking Dragline aus Constructor (Holzbaukasten) |