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20.10.2005, 19:49 Uhr
ulrich
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Was mir da noch aufgefallen ist:
Wenn ein Kran umfällt hat das aber nichts mit der Auslegerfestigkeit zutun, sondern mit der Standfestigkeit. Der gemeinsame Massenschwerpunkt von Kran und Last liegt dann außerhalb der Abstützbasis. Der Ausleger eines alten oder neuen Krans, knickt dann ein, wenn das zulässige Lastmoment des Auslegers überschritten wird. Das ist dann ungünstig aber die Belastung war dann sicherlich nicht mehr moderat (bezogen auf den jeweiligen Kran).
@Alexlwe Ich nehmen an, dass die Technik der Auslegerteleskopierung mit Seilzügen nur bei „kleinen“ Teleskopkranen eingesetzt wird, weil sie bei großen Kranen das Auslegereigengewicht unnötig erhöhen würde. Das geht insbesondere bei weiter Ausladung auf Kosten der Traglast. Einmal ist das Auslegereigengewicht z.B. bei einem 200 t Kran deutlich größer als bei einem 90 t Kran und zweitens sind die Lasten die ein solcher 200 Tonner hebt im Allgemeinen auch deutlich größer als bei einem 90 Tonner. D.h. die Seilzugmechanik müsste den schweren Ausleger und die Last (auch wenn es nur eine Teillast ist) heben. Dann müsste man auch bei der Seilzugmechanik eine Flasche wickeln und könnte nicht nur ein einfaches Seil verwenden. Da bekommt man sicherlich auch Platzprobleme in dem Ausleger.
@belaqqq Ein Gittermast schnallst nicht so stark nach hinten weg wie es ein Teleskopausleger beim Abreißen der Last tun würde, weil ein Gittermast anders belastet wird als ein Teleskopausleger. Beim Teleskopausleger wirkt ein großes, ich nenne es einmal „direktes“ Biegemoment welches den Ausleger so deutlich verbiegt. Bei einem Gittermast übt die Last eine große Zugkraft auf die Seile bzw. Abspannstangen aus während der Gittermast in seiner Längsrichtung auf Druck belastet wird. Wird ein im Verhältnis zu seinem Querschnitt langes Bauteil in seiner Längsrichtung mit Druck beaufschlagt, so wird es auf Kickung beansprucht. Der eine oder andere kennt das, wenn man z.B. eine dünne Holzleiste senkrecht auf den Boden stellt und von oben darauf drückt, so belastet man die Holzleiste auf Knickung (unter der Voraussetzung, dass das andere Ende nicht seitlich wegrutscht). Die verformte Holzleiste beschreibt einen Bogen. Durch die Belastung auf Knickung entsteht auch wieder ein Biegemoment (ich nenne es „indirektes“ Biegemoment) im Gittermast, welches aber sehr leicht mit wenig Material, welches man auf dem Umfang eines großen Querschnitts anordnet, zu bändigen ist. Der Gittermast nimmt eine leicht bogenförmige Form an, die aber aufgrund der Perspektive des Beobachters kaum wahrgenommen werden kann. Der Bauch des Bogens zeigt aufgrund des Eigengewichts des Gittermasts (Gewichtskraft) zum Boden bzw. zur Last. Die elastische Entspannung des Gittermasts, der Seile und der Abspannstangen (beim Abreißen der Last) ist jedoch nicht so stark, das dadurch der Gittermastausleger nach hinten überschlagen würde. Wenn man noch einmal an die Holzleiste denkt, so erinnert man sich, dass beim blitzartigen Entlasten der Holzleiste, diese nach oben springt. D.h. die bewegten Massen haben ein viel stärkere Komponente in aufwärts Richtung als in rückwärts Richtung. Diese andere Art der Belastung macht die Gittermastkrane so Leistungsstark. Die Seile und Abspannstangen werden zwar sehr stark auf Zug beansprucht, aber wir wissen ja alle, dass die Beanspruchung auf Zug die günstigste und die Beanspruchung auf Biegung die ungünstigste Art ist ein Bauteil zu belasten.
soweit meine Überlegungen
Gruß aus Braunschweig Ulrich |