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12.12.2010, 12:46 Uhr
robertd
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Hallo,
nachdem die US-DVDs nun schon etwa ein dreiviertel Jahr hier rumlagen bin ich in den letzten Wochen endlich dazugekommen, mir die Staffeln 1-3 von "Ice Road Truckers" anzusehen.
Im Folgenden einige Sätze dazu - wer sich auch bei so einer Serie die Spannung nicht verderben lassen will, der sollte ab hier nicht weiterlesen
Die Staffel 1 spielt auf der Tibbitt to Contwoyto Winter Road, die von Yellowknife, der Hauptstadt der Northwest Territories, ungefähr 600 km nach Norden führt. Die Straße führt über Seen, die untereinander durch Landpassagen verbunden ist. Zu Beginn der Saison wird die Strecke erst einmal mit einem im Notfall schwimmfähigen Kettenfahrzeug, das ein Bodenradar hinter sich herzieht, befahren und dabei praktisch lückenlos die Eisdicke gemessen. Wenn das Eis dann dick genug ist, wird die etwa 20 Meter breite Fahrspur freigeräumt. Dies ist nicht nur der Befahrbarkeit wegen wichtig, sondern auch weil der Schnee eine Isolationsschicht bildet - dort wo freigeräumt ist kann die Kälte besser angreifen und wird das Eis somit dicker und tragfähiger. Durch Aufbringen von Wasser wird das Eis zusätzlich verstärkt. Es gibt relativ niedrige Tempolimits, die auch streng kontrolliert werden - eine Überschreitung kann zum Fahrverbot auf der Straße führen. Der Grund dafür liegt darin, dass sich das Eis beim Befahren durchbiegt, und ein Fahrzeug somit eine Welle vor sich herschiebt. Wenn nun die Geschwindigkeit zu groß ist, dann kann es beim Auftreffen der Welle am Ufer, oder auch bei der Begegnung zweier Fahrzeuge, zur Zerstörung des Eises mit entsprechend gravierenden Folgen für Mensch und Maschine kommen. Versorgt werden über diese Straße Diamanten- und Goldminen, die das ganze Jahr über betrieben werden, und nur im Winter über die Eisstraßen erreichbar sind. Solange die Eisstraße also offen ist, muss also möglichst viel transportiert werden, da ansonsten Luftfracht die einzige Alternative ist. Da die genannten Minen im Tagebau betrieben werden, und somit auch große Muldenkipper und Kettenbagger im Einsatz sind, kommen doch recht ansehnliche Frachten auf das dünne Eis, z.B. die nötigen Reifen. Bei den Fahrzeugen ist für einen Europäer natürlich die amerikanische Technik interessant. Besonders aufgefallen sind mir dabei die fest an den Flatbeds angebauten Gurtratschen, die mit relativ breiten Gurten genutzt werden, was glaube ich in Europa nicht so der Fall ist. Ansehnlich sind natürlich auch die völlig anderen Auflieger, beispielsweise die Super-B-Trailer oder die (inkl. Zugmaschine) 10-achsige Kombination aus 3-achs Auflieger, 2-achs Dolly und 2-achs "Booster".
Die zweite Staffel ist dann etwas weiter nördlich angesiedelt, und zwar auf der von Inuvik nach Tuktoyaktuk und Aklavik führenden Eisstraße auf dem Mackenzie River. Nun fragt man sich natürlich zunächst einmal, was da großartig anders sein soll als in Staffel 1 - aber einige Unterschiede ergeben sich dennoch. Zum einen werden hier nicht nur Industrieeinrichtungen versorgt, sondern auch Dörfer, die den Rest des Jahres von der Außenwelt abgeschnitten sind. Da auch ausschließlich auf dem Fluss bzw. dem Arktischen Ozean gefahren wird, hat man das Problem mit den am Ufer auftreffenden Wellen nicht, so dass hier wesentlich schneller gefahren werden kann. Bei den Industrieeinrichtungen ergibt sich die Besonderheit, dass diese teilweise nur temporär sind - so wird eine Bohranlage gezeigt, die nur während der Saison im Einsatz ist auf der Suche nach Gas. Für die Errichtung wird zunächst am designierten Standort eine Fläche aus Eis aufgebaut, um die Natur möglichst wenig zu belasten. Auf dieser Fläche wird dann alles aufgebaut - also die Bohranlage selbst, und alles was rundherum benötigt wird - Wohnquartiere, Wasser- und Energieversorgung, Tanks usw. Rechtzeitig bevor die Eisstraße verschwindet, wird dann alles wieder zurücktransportiert - inklusive dem schmutzigen Schnee. So bleibt am Ende der Saison nur noch die große Eisplatte zurück, die dann im Frühling wieder die mehr oder weniger unberührte Tundra freigibt. Und als ob das noch nicht genug wäre, wurde in der gezeigten Saison an zwei verschiedenen Orten gebohrt, so dass die komplette Anlage zwischendurch übersiedelt werden musste.
Für diese Aufgaben werden Fahrzeuge und Arbeitsmethoden eingesetzt, die sich von den relativ konventionellen in der ersten Staffel doch recht unterscheiden - wie mirko oben schon schrieb, kommt Ölfeldtechnik zum Einsatz. Sehr viele für die Anlagen benötigten Einrichtungen werden in Form von Modulen, die per Seilwinde auf die LKW bzw. Trailer gezogen werden, transportiert. Zwei solcher Module sieht man auf folgendem Bild. Leider war mir diese Technik damals noch unbekannt, sonst hätte ich mein Augenmerk mehr darauf gerichtet.
Die Zugmaschinen sind entsprechend mit Winden ausgestattet, mit denen dann die Ladungseinheiten direkt vom Boden weg auf den Trailer gezogen werden:
Auch dieses Bild ist leider nur zufällig entstanden. Aber man kann darauf zumindest die Winde sehen, ebenso wie das spezielle Heck. Es werden nämlich mit der Winde nicht nur die Ladungen auf den Trailer, sondern auch der Trailer auf die Zugmaschine gezogen. Besonders interessant fand ich dabei die sogenannten "folding goosenecks", die mit der Winde abgesattelt und flachgelegt werden, so dass sie dann von vorne befahrbar sind, ohne dass der Schwanenhals vom Rest getrennt werden muss. Zum Aufsatteln wird das Teil dann mit der Winde wieder hoch- und auf die Sattelkupplung gezogen. Vor Ort bei den Anlagen kommen dann Fahrzeuge zum Einsatz, die nicht nur die Herzen von Greenhorns höher schlagen lassen, z.B. boom trucks, die mit dem recht primitiven Heckkran die meisten Kranarbeiten ausführen, sowie diverse andere Spezialfahrzeuge. Lustigerweise ist die Firma Northwind in Inuvik, bei der ich mich im Sommer 2008 am Hof umsehen durfte, eine der wesentlichen Firmen in dieser Staffel.
Die dritte Staffel wandert dann wieder etwas weiter nordwestlich. Hier wird nun der Dalton Highway befahren, der in Alaska von Fairbanks nach Prudhoe Bay an der Küste des arktischen Ozeans führt. Die Neuerung hier ist, dass die Fahrt großteils nicht über gefrorene Flüsse oder Seen führt, sondern über den vereisten, teilweise recht steilen und engen Highway. So besteht die größte Herausforderung darin, immer genug Traktion und Schwung zu haben, um nicht irgendwo festzusitzen. Bei den Fahrzeugen gibt es keine großartigen Neuerungen, lediglich einen so genannten Rollogon (der aber dann querfeldein fährt) bekommt man ein, zwei Mal zu sehen.
gruss robert |