007 — Direktlink
21.08.2018, 16:06 Uhr
Graf Koks
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Zitat: | janh postete https://www.sueddeutsche.de/panorama/brueckeinsturz-in-genua-feuerwehr-prueft-knirschgeraeusche-an-bruecken-resten-1.4098078
...."Die Dynamik sei aber unklar. Der Verdacht richtete sich von Anfang an auf die Träger, die von den 90 Meter hohen Pfeilern ausstrebend die Fahrbahnkonstruktion halten. Sie waren ursprünglich aus Beton und wurden später mit Stahltrossen verstärkt um sie elastischer zu machen.".....
Das ist so ja nicht richtig.Natürlich war in diesen Streben von Anfang an Stahl drin.Es sind ja Spannbetonelemente.Das Problem war aber,dass diese Stahltrossen im Beton eingegossen wurden ohne weitere Ummantelung.Somit war es unmöglich,den Zustand der Spannelemente auf Korrosion zu überprüfen. Bei moderneren Brücken werden die Spannseile mit Kunststoff ummantelt,so dass man jederzeit drankommt.Gleichzeitig verhindert der Kunststoffmantel Korrosion an den Stahlseilen. Dazu kommt,dass die Fahrbahn bei der eingestürzten Brücke nur an wenigen Schrägseilen aufgehängt ist.Reisst auch nur eines davon,stürzt die Brücke ein. Und man kann die Schrägseile auch nicht ersetzen.Auch dann würde die Brücke kollabieren.Bei anderen Brücken ist die Fahrbahn an mehreren Schrägseilen aufgehängt.Wenn eines reisst,übernehmen die verbliebenen Schrägseile die Last.So wäre es auch möglich einzelne Schrägseile auszutauschen,ohne die Stabilität der Brücke zu gefährden. Bei der Morandi Brücke hat man dann im Zuge von Sanierungsarbeiten einige der Spannbetonträger zusätzlich aussen rum mit Stahlelementen verstärkt. Und was noch dazu kommt ist,dass die Morandi Brücke wie viele andere Brücken auch,nie für dieses heutige,hohe Verkehrsaufkommen ausgelegt war. |
http://informesdelaconstruccion.revistas.csic.es/index.php/informesdelaconstruccion/article/viewFile/3892/4426
...in diesem Link sieht man viele Bilder und einige Bauzeichnungen, wo Einzelheiten der Konstruktion erkennbar sind. So ganz nebenbei gibt´s für die Turmdrehkranfreunde auch noch ein bischen was zu sehen. Wäre ich nicht in der Vergangenheit selber einige Touren über diese Brücke gefahren, dann würde mich dieser Einsturz vielleicht weniger interessieren, so macht das einfach nur fassungslos, es hätte einen ja auch selber treffen können, denn diese Brücke ist bei ihrem Bau schon viel zu knapp kalkuliert worden was die Belastungen angeht, somit war dieses Bauwerk wahrscheinlich schon ein Jahrzehnt später durch den ab den 70er Jahren stetig zunehmenden Verkehr überlastet. Wie man im letzten Artikel im obigen Link lesen kann, war der Ing. Riccardo Morandi damals stolz zu sagen, das man durch diverse moderne Bauweisen jede Menge Material sparen konnte, das in Zusammenhang mit einigen Konstruktionsmängeln der Brücke, wie fehlerhafter Verspannungen in Pfeilern und Trägern sowie einbetonierter Tragseile in zu geringer Anzahl, es schon ein Wunder ist, das diese Brücke überhaupt die 50 Jahre knapp geschafft hat. Ob alleine der Beton früher die nötige Zusammensetzung hatte darf man zusätzlich anzweifeln, denn auch hier bei uns gibt es ja genügend Spannbetonbrücken aus diesen Jahren, die enorme Probleme haben und vielfach schon ersetzt werden müssen. Bedingt durch das mediterrane Klima dort, sind Bauwerke auch korosionsanfälliger als beispielsweise in Gegenden wo kontinentales Klima herscht. Morandi Brücken dieses Typs, sind mittlerweile schon auf der ganzen Welt grundsaniert worden, teilweise für mehr Geld als der Bau einmal gekostet hat, das sagt auch schon viel aus. Kommt dann noch die typisch italienische Mentalität dazu, alles politisch totzuquatschen anstelle zu handeln und manches nicht so genau zu nehmen, so war das sicher auch ein Todesstoß mit für diese Brücke. Die hätte schon vor wenigstes 10 Jahren unter Vollsperrung vollsaniert werden müssen, mit Erneuerung aller Tragseile, so wie es am Ostturm schon mal gemacht wurde. Wie man in diversen Artikeln lesen kann, wurden dafür mehrere Anläufe unternommen und immer wieder haben Politiker, die Angst vor dem Verkehrschaos hatten dieses Vorhaben zu Fall gebracht. Eine erneute Ausschreibung der Vollsanierung endete im Juni 2018, was nun aber endgültig zu spät kam. Wie realitätsfern die dortigen Damen und Herren mitunter sind, zeigt sich auch schon wieder an der Aussage, das man nach Erteilung aller Genehmigungen in 8 Monaten eine neue Brücke bauen kann. Schaut man sich Bauzeiten anderer Brücken mit der Länge an, dann ist diese Aussage an Schwachsinn nicht zu überbieten. Spannend dürfte auch der Rückbau der restlichen Brücke werden, die in ihrer Statik durch das fehlende Mittelstück ja nun erheblich verändert wurde und zumindest der Brückenturm über den Wohnhäusern aufgrund der angeblichen Knackgeräusche schon erheblich geschwächt scheint, da brauchste keine Abbruchbagger mehr draufsetzen und da die Wohnhäuser ja eh weg sollen, könnte das auf eine Abbruchsprengung hinauslaufen, oder der nächste Gewittersturm bringt die frei hängende Brückenplatte in Bewegung und regelt das vorzeitig. So traurig das ganze ist, das was da jetzt kommt wird sicher nicht uninteressant werden
Gruß Dieser Post wurde am 21.08.2018 um 16:14 Uhr von Graf Koks editiert. |