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Hansebubeforum » Baustellen » Der Brückeneinsturz von Genua (Italien) 14.08.2018 » Threadansicht

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15.08.2018, 15:29 Uhr
Graf Koks



Das wahre Ausmaß dieser Brückenkatastrophe wird deutlich in diversen itlalienischen Medien und den dort zu sehenden Bildern und Videos, die Opferzahlen werden wohl noch deutlich nach oben gehen...

https://www.ilfattoquotidiano.it/2018/08/15/genova-la-lunga-notte-dei-soccorritori-tra-le-macerie-abituati-a-terribili-alluvioni-ma-non-a-questa-devastazione/4560696/?pl_id=3&pl_type=category

...Autos und Lkw´s liegen dort wie als wurden sie von einer großen Faust getroffen, ein Teil der eingestürzten Fahrbahn ist direkt auf Firmengebäude unterhalb der Brücke gestürtzt.
Es ist traurig zu sehen, das dort viele Menschen innerhalb von Sekunden aus dem Leben gerissen wurden, durch ein Unglück was nicht hätte passieren brauchen, der marode Zustand der Brücke ist auf einigen Bildern zu erahnen.

Gruß

Dieser Post wurde am 20.08.2018 um 22:48 Uhr von Hendrik editiert.
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20.08.2018, 17:22 Uhr
Hendrik
Moderator
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So krass, am 16.06.2018 bin ich sowohl unter dieser Brücke, als auch darüber gefahren. Die Brücke sah so scheisse aus, und ich wollte sie noch fotografieren...hatte aber dann mein Augenmerk doch mehr auf TDK und alte LKW gerichtet.

So eine potthässliche und verrostete Brücke habe ich selten zuvor gesehen, allerdings gibt es in Italien einige solcher verrosteten und hässlichen Betonbauwerke, auch einige Tunnels spotten jeder Beschreibung.

Aber dass diese Brücke 2 Monate später auf 200 m Länge zusammenbricht, inklusive Pfeiler, darauf wäre ich nicht gekommen.

gruss hendrik

Dieser Post wurde am 20.08.2018 um 22:54 Uhr von Hendrik editiert.
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002 — Direktlink
20.08.2018, 17:22 Uhr
Hendrik
Moderator
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Zitat:
Victor postete
Hier frage ich mich: was war denn eigentlich zuerst da, die Brücke oder die Hochhäuser? Die Brücke soll jetzt komplett zerlegt werden... und um das überhaupt zu ermöglichen, müssen die Hochhäuser auch platt.


Zitat:
janh postete
https://www.youtube.com/watch?v=SfaCwm7ag_o

Laut der Beschreibung unter dem Video waren die Häuser schon da als 1963 der Bau der Brücke begann.Und die Häuser wurden dann etwas zurecht geschnitzt,um Platz für die Brücke zu machen.


Zitat:
janh postete
In Genua ist nach dem Einsturz der Brücke ein riesen Verkehrschaos ausgebrochen.Derzeit muss man knapp eine Stunde mehr einplanen,um von einer Seite der Stadt auf die andere zu kommen.Und das,obwohl zur Zeit noch Schulferien in Italien sind und auch viele Betriebe Ferien machen.
Der Autobahnbetreiber hat unterdessen angekündigt,dass die Brücke abgerissen und innerhalb von nur 8 Monaten durch eine Stahlkonstruktion ersetzt werden soll.

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20.08.2018, 17:25 Uhr
Hendrik
Moderator
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Es knirscht auch weiterhin: https://www.sueddeutsche.de/panorama/brueckeinsturz-in-genua-feuerwehr-prueft-knirschgeraeusche-an-bruecken-resten-1.4098078

Es sind jetzt noch Videos aufgetaucht, die zeigen, wie die Brocken auf die Strassen stürzen: https://www.ilfattoquotidiano.it/2018/08/20/ponte-morandi-il-momento-del-crollo-del-viadotto-ripreso-dalle-telecamere-di-sicurezza-il-nuovo-video/4570037/

gruss hendrik

Dieser Post wurde am 22.08.2018 um 18:25 Uhr von Hendrik editiert.
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004 — Direktlink
20.08.2018, 19:28 Uhr
BUZ




Zitat:
Hendrik postete
Es sind jetzt noch Videos aufgetaucht, die zeigen, wie die Brocken auf die Strassen stürzen:

https://www.ilfattoquotidiano.it/2018/08/20/ponte-morandi-il-momento-del-crollo-del-viadotto-ripreso-dalle-telecamere-di-sicurezza-il-nuovo-video/4570037/

gruss hendrik

dieser Link.... wieder eine Qual für's Handy... da geht laufend DMAX-Werbung auf statt dem Video


Gruß
BUZ
--
das beste was ein Mensch werden kann, ist HESSE!
---------------
www.schwerlast-rhein-main.de
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005 — Direktlink
20.08.2018, 21:16 Uhr
janh

Avatar von janh

https://www.sueddeutsche.de/panorama/brueckeinsturz-in-genua-feuerwehr-prueft-knirschgeraeusche-an-bruecken-resten-1.4098078

...."Die Dynamik sei aber unklar. Der Verdacht richtete sich von Anfang an auf die Träger, die von den 90 Meter hohen Pfeilern ausstrebend die Fahrbahnkonstruktion halten. Sie waren ursprünglich aus Beton und wurden später mit Stahltrossen verstärkt um sie elastischer zu machen.".....

Das ist so ja nicht richtig.Natürlich war in diesen Streben von Anfang an Stahl drin.Es sind ja Spannbetonelemente.Das Problem war aber,dass diese Stahltrossen im Beton eingegossen wurden ohne weitere Ummantelung.Somit war es unmöglich,den Zustand der Spannelemente auf Korrosion zu überprüfen.
Bei moderneren Brücken werden die Spannseile mit Kunststoff ummantelt,so dass man jederzeit drankommt.Gleichzeitig verhindert der Kunststoffmantel Korrosion an den Stahlseilen.
Dazu kommt,dass die Fahrbahn bei der eingestürzten Brücke nur an wenigen Schrägseilen aufgehängt ist.Reisst auch nur eines davon,stürzt die Brücke ein.
Und man kann die Schrägseile auch nicht ersetzen.Auch dann würde die Brücke kollabieren.Bei anderen Brücken ist die Fahrbahn an mehreren Schrägseilen aufgehängt.Wenn eines reisst,übernehmen die verbliebenen Schrägseile die Last.So wäre es auch möglich einzelne Schrägseile auszutauschen,ohne die Stabilität der Brücke zu gefährden.
Bei der Morandi Brücke hat man dann im Zuge von Sanierungsarbeiten einige der Spannbetonträger zusätzlich aussen rum mit Stahlelementen verstärkt.
Und was noch dazu kommt ist,dass die Morandi Brücke wie viele andere Brücken auch,nie für dieses heutige,hohe Verkehrsaufkommen ausgelegt war.
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006 — Direktlink
20.08.2018, 21:17 Uhr
janh

Avatar von janh


Zitat:
BUZ postete

Zitat:
Hendrik postete
Es sind jetzt noch Videos aufgetaucht, die zeigen, wie die Brocken auf die Strassen stürzen:

https://www.ilfattoquotidiano.it/2018/08/20/ponte-morandi-il-momento-del-crollo-del-viadotto-ripreso-dalle-telecamere-di-sicurezza-il-nuovo-video/4570037/

gruss hendrik

dieser Link.... wieder eine Qual für's Handy... da geht laufend DMAX-Werbung auf statt dem Video


Gruß
BUZ

alternativer Link:
https://www.youtube.com/watch?v=Ijn2OlCW0yw
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007 — Direktlink
21.08.2018, 16:06 Uhr
Graf Koks




Zitat:
janh postete
https://www.sueddeutsche.de/panorama/brueckeinsturz-in-genua-feuerwehr-prueft-knirschgeraeusche-an-bruecken-resten-1.4098078

...."Die Dynamik sei aber unklar. Der Verdacht richtete sich von Anfang an auf die Träger, die von den 90 Meter hohen Pfeilern ausstrebend die Fahrbahnkonstruktion halten. Sie waren ursprünglich aus Beton und wurden später mit Stahltrossen verstärkt um sie elastischer zu machen.".....

Das ist so ja nicht richtig.Natürlich war in diesen Streben von Anfang an Stahl drin.Es sind ja Spannbetonelemente.Das Problem war aber,dass diese Stahltrossen im Beton eingegossen wurden ohne weitere Ummantelung.Somit war es unmöglich,den Zustand der Spannelemente auf Korrosion zu überprüfen.
Bei moderneren Brücken werden die Spannseile mit Kunststoff ummantelt,so dass man jederzeit drankommt.Gleichzeitig verhindert der Kunststoffmantel Korrosion an den Stahlseilen.
Dazu kommt,dass die Fahrbahn bei der eingestürzten Brücke nur an wenigen Schrägseilen aufgehängt ist.Reisst auch nur eines davon,stürzt die Brücke ein.
Und man kann die Schrägseile auch nicht ersetzen.Auch dann würde die Brücke kollabieren.Bei anderen Brücken ist die Fahrbahn an mehreren Schrägseilen aufgehängt.Wenn eines reisst,übernehmen die verbliebenen Schrägseile die Last.So wäre es auch möglich einzelne Schrägseile auszutauschen,ohne die Stabilität der Brücke zu gefährden.
Bei der Morandi Brücke hat man dann im Zuge von Sanierungsarbeiten einige der Spannbetonträger zusätzlich aussen rum mit Stahlelementen verstärkt.
Und was noch dazu kommt ist,dass die Morandi Brücke wie viele andere Brücken auch,nie für dieses heutige,hohe Verkehrsaufkommen ausgelegt war.

http://informesdelaconstruccion.revistas.csic.es/index.php/informesdelaconstruccion/article/viewFile/3892/4426

...in diesem Link sieht man viele Bilder und einige Bauzeichnungen, wo Einzelheiten der Konstruktion erkennbar sind. So ganz nebenbei gibt´s für die Turmdrehkranfreunde auch noch ein bischen was zu sehen.
Wäre ich nicht in der Vergangenheit selber einige Touren über diese Brücke gefahren, dann würde mich dieser Einsturz vielleicht weniger interessieren, so macht das einfach nur fassungslos, es hätte einen ja auch selber treffen können, denn diese Brücke ist bei ihrem Bau schon viel zu knapp kalkuliert worden was die Belastungen angeht, somit war dieses Bauwerk wahrscheinlich schon ein Jahrzehnt später durch den ab den 70er Jahren stetig zunehmenden Verkehr überlastet. Wie man im letzten Artikel im obigen Link lesen kann, war der Ing. Riccardo Morandi damals stolz zu sagen, das man durch diverse moderne Bauweisen jede Menge Material sparen konnte, das in Zusammenhang mit einigen Konstruktionsmängeln der Brücke, wie fehlerhafter Verspannungen in Pfeilern und Trägern sowie einbetonierter Tragseile in zu geringer Anzahl, es schon ein Wunder ist, das diese Brücke überhaupt die 50 Jahre knapp geschafft hat.
Ob alleine der Beton früher die nötige Zusammensetzung hatte darf man zusätzlich anzweifeln, denn auch hier bei uns gibt es ja genügend Spannbetonbrücken aus diesen Jahren, die enorme Probleme haben und vielfach schon ersetzt werden müssen.
Bedingt durch das mediterrane Klima dort, sind Bauwerke auch korosionsanfälliger als beispielsweise in Gegenden wo kontinentales Klima herscht.
Morandi Brücken dieses Typs, sind mittlerweile schon auf der ganzen Welt grundsaniert worden, teilweise für mehr Geld als der Bau einmal gekostet hat, das sagt auch schon viel aus.
Kommt dann noch die typisch italienische Mentalität dazu, alles politisch totzuquatschen anstelle zu handeln und manches nicht so genau zu nehmen, so war das sicher auch ein Todesstoß mit für diese Brücke.
Die hätte schon vor wenigstes 10 Jahren unter Vollsperrung vollsaniert werden müssen, mit Erneuerung aller Tragseile, so wie es am Ostturm schon mal gemacht wurde.
Wie man in diversen Artikeln lesen kann, wurden dafür mehrere Anläufe unternommen und immer wieder haben Politiker, die Angst vor dem Verkehrschaos hatten dieses Vorhaben zu Fall gebracht.
Eine erneute Ausschreibung der Vollsanierung endete im Juni 2018, was nun aber endgültig zu spät kam.
Wie realitätsfern die dortigen Damen und Herren mitunter sind, zeigt sich auch schon wieder an der Aussage, das man nach Erteilung aller Genehmigungen in 8 Monaten eine neue Brücke bauen kann. Schaut man sich Bauzeiten anderer Brücken mit der Länge an, dann ist diese Aussage an Schwachsinn nicht zu überbieten.
Spannend dürfte auch der Rückbau der restlichen Brücke werden, die in ihrer Statik durch das fehlende Mittelstück ja nun erheblich verändert wurde und zumindest der Brückenturm über den Wohnhäusern aufgrund der angeblichen Knackgeräusche schon erheblich geschwächt scheint, da brauchste keine Abbruchbagger mehr draufsetzen und da die Wohnhäuser ja eh weg sollen, könnte das auf eine Abbruchsprengung hinauslaufen, oder der nächste Gewittersturm bringt die frei hängende Brückenplatte in Bewegung und regelt das vorzeitig.
So traurig das ganze ist, das was da jetzt kommt wird sicher nicht uninteressant werden

Gruß

Dieser Post wurde am 21.08.2018 um 16:14 Uhr von Graf Koks editiert.
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008 — Direktlink
21.08.2018, 19:48 Uhr
Hendrik
Moderator
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Ich bin ja gerne mal im Süden unterwegs, und was liegt da näher, als einen Abstecher nach Genua zu machen..

Am Sonntag, den 19.08., war ich also am Ort des Geschehens, und das Ganze sieht momentan so aus:










Dieser Post wurde am 21.08.2018 um 20:57 Uhr von Hendrik editiert.
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21.08.2018, 19:51 Uhr
Hendrik
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21.08.2018, 20:37 Uhr
Hendrik
Moderator
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Von einer anderen Perspektive sieht das so aus:







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21.08.2018, 20:56 Uhr
Hendrik
Moderator
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Von der Stadt aus gesehen sieht es so aus:











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012 — Direktlink
21.08.2018, 21:20 Uhr
Hendrik
Moderator
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Christoph Kriegel hat mich auf eine Facebook-Diskussion aufmerksam gemacht, in der über die (durchaus interessanten) Zuschlagstoffe im Brückenpfeiler diskutiert wird. Die Bilder sind definitiv echt (mal keine Fake-News), und wenn das nicht irgendein komischer Innenkanal ist (was schon höchst zweifelhaft wäre), dann findet man beim weiteren Abtragen der Brücke sicherlich noch so manchen einbetonierten Mafiosi:




Dieser Post wurde am 21.08.2018 um 21:20 Uhr von Hendrik editiert.
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013 — Direktlink
21.08.2018, 21:24 Uhr
H.J. Gloede



Hallo Hendrik !
Zunächst vielen Dank, dass Du uns so viele Detailbilder aus verschiedenen Perspektiven zeigst, sehr beeeindruckend !
Wenn ich mir die beiden ersten Fotos aus Post 012 anschaue, hätte ich eher gedacht, dass einmal die Hochstraße im Hintergrund einstürzt, dort schauen die Stützen auch seeehr `fragil`aus. Ist die Region um Genua nicht auch Erdbebengebiet..? Und wie man eine solche Brücke auch noch über bebautes Gebiet (Wohnhäuser !) bauen konnte...für mich unglaublich.
Gruß - Joachim
--
Wenn nicht anders angegeben, liegt das Copyright der gezeigten Fotos bei mir
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014 — Direktlink
21.08.2018, 21:46 Uhr
Jens P.



Als gelernter Beton- und Stahlbetonbauer muß ich die Italiener etwas verteidigen:

Selbst die Pylone der Storebæltsbroen sind innen hohl.
Die Pylone der eingestürzten Brücke haben einen nicht so großen Querschnitt. Wahrscheinlich hat man deswegen die Hohlkammersteine genommen.

ABER:
Mir fehlt die 2. Lage Eisen im Pylon. Dort ist nur eine Außenbewehrung zu sehen.
Die Betonüberdeckung ist auch nicht der Burner aber früher hat man (auch in Deutschland) mit 2,5cm Betonüberdeckung zum Eisen gearbeitet. Heute sind es ca. 5cm.
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015 — Direktlink
21.08.2018, 22:00 Uhr
Hendrik
Moderator
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Guter Input, Jens, danke.

Ich komme später noch zu den einbetonierten Schrägkabeln, was eine Besonderheit der Morandi-Brücke ist. Auch da wäre Dein Input sehr interessant.

gruss hendrik
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016 — Direktlink
21.08.2018, 23:08 Uhr
LR 120



Schließe mich den Ausführungen von Jens an.

Für ein möglichst hohes Widerstandsmoment trägt das Material im Kern so gut wie nichts bei. Ein hohler Träger spart aber Gewicht, was sich wiederum Positiv auf dessen Dimensionierung (Beanspruchung durch Eigenlast) und die Beansprucheng der übrigen daran angeschlossenen Bauteile auswirkt.
Anzahl und Anordnung der Bewehrung geben mir allerdings auch zu denken...

Gruß,
Markus
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017 — Direktlink
22.08.2018, 08:39 Uhr
Schmidti



Jup, hab mich in den letzten Tagen auch intensiver mit der Morandi Brücke beschäftigt. Bin auch 2014 schonmal drüber gefahren. Kann ich mich noch gut dran erinnern, hauptsächlich aber, dass Genua von der Brücke aus gesehen hässlich wie die Nacht ist.
Ganz herzlichen Dank an Hendrik für die Detailaufnahmen und Graf Koks für das pdf!

Was mich nervt, ist der politische Umgang mit dem Unglück. Ich will ja keine Vorurteile pflegen, aber da ist die Mentalität in Deutschland schon eine andere. Sorgfältiger, besonnener und auch mehr darauf fokussiert, aus solchen Ereignissen zu lernen und sie in Zukunft zu vermeiden. In diesem Kontext muss man Unannehmlichkeiten wie die 3.5t Begrenzung auf der Leverkusener Rheinbrücke ganz klar als Pluspunkt verstehen, nicht als Ärgernis.

Die Morandi Brücke ist super filigran gebaut und hat damit auch ihre Ästhetik. Spannbeton war mal ein hochmoderner Baustoff und absolut klassisch für die Epoche. Hatte aber wie alles Neue auch seine Tücken. Wie viele Brücken/Bauwerke vergleichbarer Bauart stehen denn noch in Deutschland? Nicht viel, das ist alles längst ausgetauscht worden. Man lernt halt dazu.

Für mich ist das übrigens keine Schraegseilbruecke, sondern eine Auslegerbrücke. Von der Statik dürfte sie am Ende recht ähnlich zu z.B. der Forth Bridge sein, denn beide beruhen auf dem Prinzip eines Gerberträgers. Ein für die 60er eigentlich schon antiquiertes Prinzip, wenn ich richtig einschätze.
Die Morandi Brücke besteht im eigentlich aus ganz vielen einzelnen Brücken. Das hat dazu geführt, dass immerhin nur ein Abschnitt eingestürzt ist und der Rest unbeschadet blieb. Auf Hendriks Bildern sieht man auch sehr schön, dass die Einhängeträger auf den Auslegern nur lose aufliegen. Und die Auflager wirken echt winzig!

Die Hohlblocksteine in den Trägern würde ich nicht überbewerten. Material im Zentrum eines Trägers trägt fast nichts zur Festigkeit bei, deswegen sollte man eigentlich alles immer hohl bauen. Gittermasten z.B. sind hohl. Deren Eckstiele sind auch wieder hohl. Knochen sind hohl...

Insgesamt sieht man in den Trümmern aber nicht so schrecklich viel Eisen. Da hab ich bei modernen Trivialbauten schon ganz anderen Materialeinsatz gesehen. Was auch auffällt, an vielen Stellen sind die Armierungseisen sehr sauber aus dem benachbarten Betonierabschnitt ausgerissen. Das sieht nicht gut aus.

Was mich noch interessiert und ich noch nicht richtig rausfinden konnte, ist die Betonummantelung der Tragkabel. Ist die nur drumrumgeklatscht als Korrosionsschutz und Schwingungsdämfer, oder verbirgt sich mehr dahinter? Z.T wird behauptet, auch dieser Beton sei vorgespannt. Mir ist aber nicht klar, wie das funktionieren soll.

Gruß,
Schmidt
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018 — Direktlink
22.08.2018, 16:43 Uhr
Hendrik
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Zitat:
H.J. Gloede postete Wenn ich mir die beiden ersten Fotos aus Post 012 anschaue, hätte ich eher gedacht, dass einmal die Hochstraße im Hintergrund einstürzt, dort schauen die Stützen auch seeehr `fragil`aus. Ist die Region um Genua nicht auch Erdbebengebiet..? Und wie man eine solche Brücke auch noch über bebautes Gebiet (Wohnhäuser !) bauen konnte...für mich unglaublich.

Ich habe mir diese Rampe auch angesehen, es ist die Abfahrtsrampe von der Morandi-Brücke auf die Autobahn Richtung Norden. Auch diese Rampe ist bestimmt 40 m hoch, und liegt unmittelbar an der Wohnbebauung. Das Google Earth Bild so so aus:








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019 — Direktlink
22.08.2018, 17:00 Uhr
Hendrik
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Hier kommen Bilder des Ostpylons (es ist Pylon Nr. 11 in der Zählung der Morandi-Brücke; die Zählung beginnt im Westen bei der aufgeständerten Fahrbahn).

Dieser Pylon hat in den 90-er Jahren zusätzliche Schrägkabel erhalten, die nicht mehr einbetoniert wurden:








Massive Stahlkrone oben auf dem Pfeiler:


Dieser Post wurde am 22.08.2018 um 17:01 Uhr von Hendrik editiert.
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020 — Direktlink
22.08.2018, 17:21 Uhr
Hendrik
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Dieser Post wurde am 22.08.2018 um 17:21 Uhr von Hendrik editiert.
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22.08.2018, 18:20 Uhr
Hendrik
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Dieses hier ist der Pylon Nr. 10 (der 2. Ostpylon). Dieses ist der Pylon, der wirklich fast in die Wohngebäude rein konstruiert wurde; leider konnte ich mir das nicht direkt angucken, da sämtliche Strassen unterhalb der Brücke weiträumig abgesperrt waren.

Auch dieser Pylon hat in den 90-er Jahren ein Upgrade bekommen, allerdings nur "auf Sparflamme". Man hat die einbetonierten Schrägseile oben noch in Stahlkästen gepackt und diese an der Pylonspitze nochmal zusätzlich verankert:








Dieser Post wurde am 22.08.2018 um 18:23 Uhr von Hendrik editiert.
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22.08.2018, 18:33 Uhr
Graf Koks




Zitat:
MJ postete
Sehr interesannte Dokumentation mit vielen Bildern zum Thema.
Die 1967 eröffnete Brücke wird seit den 1980er Jahren eingehend überwacht durch ein elektronisches Sensornetzwerk. Es bestand grosse Sorge auch von fachlicher Seite.

Seit 1993 wurden die drei grossen A-Pfeiler kontinuierlich erneuert, wobei der Augenmerk auf jenen Abschnitt lag, unter dem sich hohe Wohnhäuser befinden.


http://www.retrofutur.org/retrofutur/app/main?DOCID=1000111180&albumMode=1000111180


...mit diesen Darstellungen und Erklärungen wird so manches klar.
Je Seite 28 dünne Seile vorzuspannen, so das sie die Last der Brückenplatte tragen, gleichzeitig die Betonhülle spannen und die 24 dickeren Seile, etwas weniger gespannt übernehmen zusätzlich die Belastung durch die Lasten des rollenden Verkehrs bei Zugrundelegung der damaligen Verkehrsbelastung, gleichzeitig war durch das einbetonieren kein nachspannen einzelner Litzen möglich. Es hat sich vermutlich aufgrund nachlassender Spannung über die Jahre ein schleichender Zugkraftverlust aufgebaut, der zu feinen Rissen im Beton geführt hat und unbemerkt auch noch Korosion einsetzte. Vielleicht waren schon ein paar Litzen gerissen und dann kommt irgendwann der Punkt, wo die ganze Struktur schlagartig ohne Vorwarnung zusammenbricht.
Wie einige das hier ebenfalls bemerkt haben, wurde an den Pylonen ganz schön an Eisen gespart, wie man es auf den Unglücksbildern teilweise sieht, es fehlt ja an manchen Stellen völlig eine Innenbewehrung, was erklären könnte warum sich dieser Pylon derart mit zerlegt hat.
Die Tragseile dieser Brücke sind eine Fehlkonstruktion, welche man schon in den 1980er Jahren bemerkte. Alleine diese Tatsache ist so offensichtlich, das man es als grob fahrlässig einstufen kann, das man Anfang der 90er Jahre nur den östlichen Turm mit zusätzlichen Seilen ausgestattet hat. Schon damals sind anscheinend die Instandhaltungskosten für die Brücke durch die Decke gegangen, anders kann ich mir dieses Versäumnis nicht erklären.
Da kommen auf die für die Brücke verantwortlichen Leute sehr harte Zeiten zu.
Nein, dieses Unglück hätte man in dieser Form durchaus verhindern können.

Gruß

Dieser Post wurde am 22.08.2018 um 18:39 Uhr von Graf Koks editiert.
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023 — Direktlink
22.08.2018, 18:48 Uhr
UTB



Tolle Fotodoku! Danke für die Mühe!
Man kann sich jetzt auch als bautechnischer Laie viel besser ein Bild von der Brücke machen, insbesondere nat. von dem Zustand. Man fragt sich automatisch: Warum hat man nicht wie bei Pylon Nr. 11 so weitergemacht? Das sieht doch zienlich stabil aus. Bei Pylon 10 scheinen die finanziellen MIttel nicht mehr ausgereicht zu haben und bei Pylon 9 waren sie anscheinend ganz alle.
Und wenn ich mir die Stoßfuge an der Abfahrtsrampe so ansehe: ogottogott. Ich glaube nicht, dass ich so etwas ähnliches hier schon mal gesehen habe. Wobei ich allerdings auch noch nicht genau hingeschaut habe, was ich jetzt sicherlich tun werde.
--
Gruß

Uwe

525er, es kann nur einen geben.....!
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024 — Direktlink
22.08.2018, 20:41 Uhr
Hendrik
Moderator
Avatar von Hendrik


Zitat:
UTB postete Man fragt sich automatisch: Warum hat man nicht wie bei Pylon Nr. 11 so weitergemacht? Das sieht doch zienlich stabil aus. Bei Pylon 10 scheinen die finanziellen MIttel nicht mehr ausgereicht zu haben und bei Pylon 9 waren sie anscheinend ganz alle.

Ja, Pylon 9 wurde regelrecht verheizt. Das kann man wohl so sagen. Nach 51 Jahren Dauerbetrieb ohne Revision war schlagartig Schluss.

Hier stehen interessante Sachen drin: https://de.wikipedia.org/wiki/Polcevera-Viadukt

Zitat: "Ende 2017 untersuchten Bauingenieure der Universität Genua die Spannbetonbalken der Tragseile am westlichen Pylon mit einer neuen Methode: Die Eigenmoden der Schwingungen des Balkens hängen von dem inneren Spannungszustand ab und liefern so indirekte Hinweise auf den Zustand der Tragseile. Es ergaben sich erhebliche Abweichungen vom erwarteten Verhalten bei einer intakten Konstruktion, die – so der vertrauliche Bericht an die Betreibergesellschaft – weitere Untersuchungen erforderten"

Und - nichts passierte.

gruss hendrik
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